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10.04.2025
Bewerbungen schreiben - 2 Kommentare

Langsam kommt Bewegung in das für mich aktuell wohl dringendste Thema Arbeitgeberwechsel. Nicht etwa dass mein Noch-Arbeitgeber mit Informationen rausrückt, weit gefehlt. Selbst auf meine Bitte endlich Klarheit zu schaffen, welche ich diese Woche persönlich an die Werkleitung gerichtet hatte, kam nur Rumgedruckse und Aussagen wie: Lieber nix sagen als zuviel sagen!

Auch diese Woche hat ein ehemaliger Mitarbeiter bei meinem Chef angerufen, angeblich im Auftrag seines Chefs. Wir sollten es gerne jedem sagen, Schlosser und Elektriker würden händeringend gesucht! Man wisse mehr als wir, dürfe aber nicht darüber sprechen. Dieser Anruf kann ein taktischer Zug sein, sprach aber auch Bände. Und er schafft Klarheit, wo sonst nur Vermutungen herrschten. Die Insider kennen die Branche, nicht nur deshalb denke ich dass der Mann die Wahrheit gesagt hat.

Heute Mittag auf dem Weg zur Stempeluhr wurde ich nämlich von einem Kollegen vom Betriebsrat angesprochen. Es gibt eine mündliche Vereinbarung die noch schriftlich festgehalten werden wird. Ohne auf Details einzugehen werden wir nun wohl ab Anfang Mai in die Kurzarbeit gehen und diese so lange fortsetzen, bis die wirtschaftliche Lage sich ändert oder sich jemand findet der uns übernimmt.

Ich nehme an das wird die Tage offiziell, berichten werde ich meinen Kollegen gleich morgen früh. Das wird heiter werden.

In den letzten beiden Wochen habe ich auf ein Arbeitszeugnis gewartet, welches ich nun nach einmaliger Anpassung vorliegen habe. Die ersten Bewerbungen sind auch raus.

Das fühlt sich im Moment noch sehr komisch an. So endgültig, jetzt wird es ernst. Natürlich freue ich mich dass es weiter geht, dass ich neue Dinge lernen, mit anderen Menschen für einen neuen Arbeitgeber arbeiten kann. Und doch, ich muss das erstmal richtig verinnerlichen. Immerhin bin ich seit Dezember 2013 jeden Wochentag dorthin gefahren, habe viel erlebt. Sowohl positiv als auch negativ. Habe verschiedene Abteilungen durchlaufen, war wegen langzeitkranker Arbeitskollegen monatelang für mich selbst verantwortlich.

Ängste vor einem Wechsel habe ich keine. Fragen wie etwa das neue Team wird, wie der neue Wirkungskreis ausschaut und was sich verändert (positiv als auch negativ) stehen zwar im Raum, die nehme ich aber sportlich. Änderungen sind spannend verpackte Chancen.

Ich bin keine zwanzig mehr, kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken. Wenn die erste Aufregung sich mal gelegt und man sich eingelebt hat fühlt es sich meist sowieso ganz schnell so an, als hätte man nie was anderes gemacht.

Ein neuer Lebensabschnitt mit Anfang vierzig, eigentlich genau das was Menschen in meinem Alter doch wollen. Die Kinder sind groß, man steht mitten im Leben. Nur Mut Dicker, wird schon schief gehen! ;-)

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Kommentare:

Hendrik von vomran.de schreibt am 11.04.2025:

Na, dann mal viel Erfolg. Das wird schon klappen. In welcher Branche bist Du unterwegs? Der Betriebsrat ist aber jetzt nicht so recht zu gebrauchen, was? Er sollte dem Herumgeeiere der Geschäftsführung mit Klarheit etwas entgegen setzen können.

Daniel schreibt am 11.04.2025:

Moin Hendrik,

daran habe ich keine Zweifel. Wir produzieren unter anderem Baustahlmatten aber auch Produkte, die unsere Kunden selbst weiterverarbeiten. Somit sind wir an die Baubranche gekoppelt und leiden direkt an den Auswirkungen einer schwächelten Wirtschaft. Kaum jemand kann es sich noch leisten ein Haus zu bauen, oder will es aus guten Gründen nicht. Wichtige Projekte wurden schon vor längerem in Frage gestellt, wo gespart werden kann wird nicht gebaut.

Was den BR angeht, das hätte ich in vielen anderen Fällen auch so gesagt. In dieser Situation ist der Arbeitgeber aber auf seine Zustimmung angewiesen, weshalb der hoch gepokert hat. Das hätte auch schief gehen und eine direkte Werksschließung bedeuten können. In dem Fall hat der BR einen Sieg für das Personal erkämpft, oder einen Tod auf Raten. Unser Arbeitgeber hingegen kann nun behaupten uns noch nicht ganz abgeschrieben zu haben, was eine trügerische Hoffnung schürt.

Es ist schwer abzusehen wie die Dinge sich weiterentwickeln. Nüchtern betrachtet hat der Betrieb aber aus Gründen die ich in der Vergangenheit schon genannt habe keine Chance. Vielleicht bedeuten aber die jüngsten Entwicklungen eine Chance für die ältesten Kollegen, die nun im Schnitt drei bis vier Jahre vor der Rente stehen.

Heute wurde offiziell bekannt gegeben dass wir ab dem 22.04. in Kurzarbeit gehen. Kollegen werden Urlaub nehmen um darüber an ihre achtzig Prozent (kinderlose fünfundsiebzig) vom Netto zu kommen.

Die erste Kündigung eines Kollegen kam heute rein, ein weiterer stellt sich kommende Woche woanders vor. So wie die Dinge stehen wird der nächste Donnerstag, mein Geburtstag, gleichzeitig mein letzter Tag in diesem Betrieb sein. Vorausgesetzt ich unterschreibe in absehbarer Zeit einen neuen Vertrag.

Um ehrlich zu sein glaube ich auch nicht, dass wir mit dem Sondervermögen oder der neuen Regierung im Allgemeinen große Sprünge machen werden. Dafür ist zu viel passiert, als dass ich noch daran glaube das Deutsche Politik Krise kann. Schon in wenigen Jahren werden wir Reportagen sehen die aufdecken, in welche Kanäle das Geld geflossen ist und wie wenig von den Versprechungen letztendlich umgesetzt wurde. Vieles wird an Bürokratie und Mut scheitern. Und dann werden wir uns fragen wie wir diese Schulden bezahlen werden.

Hoffen wir das ich ein miesepeterischer Spinner bin und Unrecht behalte! :)

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