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26.03.2025
Von Krieg geträumt - 6 Kommentare
An Träume kann ich mich eher selten erinnern. Viele sind schön, wie zum Beispiel der in dem ich meinen kleinen Sohn noch einmal in den Armen halte. Daran erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre. Vergangene Nacht war ich plötzlich im Krieg.
Ich weiß nicht genau wo wir waren. Die Umgebung dürfte zum Hof der alten Norma in Kastellaun passen, wo ich aufgewachsen bin. Ich denke die Auffahrt und das Geländer passen. Das Auto war nicht das richtige. Ich lud Dinge ein, mit meinem Sohn. Zwischendurch war ich etwas ungeduldig, weshalb ich ihn drückte um mich zu entschuldigen.
Die Bedrohung fühlte sich real an. Die Situation wirkte, als stünde ein Angriff unmittelbar bevor. Ich glaube Sirenen gehört zu haben. Ich war im gleichen Augenblick hellwach, und doch im Schlaf, und spürte wie Adrenalin durch mich strömte.
Die Szene wurde schnell durch Überlegungen abgelöst. Ich dachte an eine mögliche Fluchtrichtung. Wohin fahren wir? Wo ist es sicher, welche Straßen sind frei?
Der Traum hat mich den ganzen Tag begleitet, einzelne Bilder flackerten auf. Wohin würden wir denn fliehen, wenn der Russe wirklich angreift? Denn er war es in meinem Traum, da bin ich sicher. Wenn er schon in Rheinland-Pfalz ist bleibt nicht mehr viel. Lieber an die Küste, oder in den Süden? Die Flucht ins Ausland wäre die aussichtsreichste Option.
Schnell dachte ich an das, was wirklich sinnvoll ist mitzunehmen und was unnötiger Ballast. Der Spritverbrauch würde unnötig steigen, die Tankstellen wären bald blank, dafür die Straßen überfüllt. Mit Schrecken erinnere ich mich an die Videos aus der Ukraine, wo flüchtende Zivilisten in ihren Autos erschossen wurden. Dann wäre es wenigstens schnell vorbei.
Wohin also, und welche Straßen wären sicher? Ich dürfte natürlich nicht gehen, denn im Falle einer Invasion werden alle kriegsfähigen Männer eingezogen. Also würde ich meine Familie in die Ungewissheit schicken, ohne zu wissen ob wir uns jemals wiedersehen. Mit der düsteren Aussicht, schon bald durch Waffengewalt zu Tode zu kommen.
Und doch würde ich bleiben und kämpfen. Weil jemand es tun muss. Weil die Heimat zu verteidigen sich lohnt. Weil wir hier aufgewachsen, zur Schule gegangen sind. Unsere Erfahrungen gesammelt, etwas aufgebaut, eine Familie gegründet haben. Weil Grenzen nicht gewaltsam verschoben werden dürfen.
Wenn wir das zulassen werden wir immer auf der Flucht sein. Was ist ein Leben ohne ein Gefühl von Heimat? Und wie wird das Leben sein, wenn wir uns allem kampflos beugen?
Die Bedrohung hat sich ziemlich real angefühlt. Ich hoffe, wir müssen nie am eigenen Leib erfahren was es bedeutet, in einem Kriegsgebiet gefangen, der realen Bedrohung durch einen Aggressor jeden Tag ausgesetzt zu sein. Freunde sterben zu sehen, Verwandte, eine Heimat die in Trümmern liegt.
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Thomas von schreiblehrling.de schreibt am 26.03.2025:
Hey Daniel, dieser Traum war ja fürchterlich.
Ich kannte das zwar schon, dass Träume einen ganzen Tag nachhängen, aber bei mir ging es dabei noch nie um Krieg. Ich wünsche mir, dass das niemand jemals erleben muss. Allein der Zustand, flüchten zu müssen, muss schon traumatisch sein, von der eigentlichen Reise und allem was dabei und danach passiert, mal ganz abgesehen.
Daniel schreibt am 26.03.2025:
Moin Thomas,
sehe ich genauso. Und nun stelle man sich vor, man ist erfolgreich geflüchtet, nur um in ein Camp gesteckt und von der Blauen Partei als Messerstecher abgestempelt zu werden.
Thomas von schreiblehrling.de schreibt am 27.03.2025:
Allerdings. Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass niemand so eine Erfahrung machen muss. Aber gewissen Personen und Personenkreisen würde etwas (oder eine große Portion) Demut gut stehen.
Hendrik von vomran.de schreibt am 27.03.2025:
Na, der Tag war ja wohl gelaufen, was? Echter Scheißtraum. Habe ich ziemlich selten und auch noch nie zu dem Thema. Vor allem erinnere ich mich immer nur schemenhaft und könnte das nicht so detailliert wiedergeben. Also pack Dir mal ne Tasche, werden wir schon nicht brauchen. ;) Und Du bist so weit westlich, dass ich deutlich früher Probleme bekomme…
Daniel schreibt am 27.03.2025:
Moin Hendrik,
kann ich nicht behaupten, in der Kategorie hatte ich schon etliche Träume. Ich arbeite im Nachgang die verschiedenen Bilder noch einmal emotional ab, solange die Erinnerungen noch frisch sind. Irgendwo hatte ich dazu auch mal einen Artikel geschrieben, anscheinend habe ich den bei einer Aufräumaktion aber gelöscht.
Wenn es tatsächlich so wäre, dass ein anderes Land uns angreift, dürfte es nicht all zu lange dauern bis ich ebenfalls davon betroffen wäre. Du hast aber trotzdem recht, bei einem Angriff aus dem Osten wäre mein Bundesland sicherlich eines der späteren Ziele.
DAS der Feind unsere Landesgrenze erreicht würde aber auch bedeuten, dass er in anderen Ländern bereits erfolgreich war und die Bündnispartner ihn nicht ausreichend abwehren konnten. Was wiederum die Mobilisierung der Zivilgesellschaft bedeuten dürfte.
Das ich als einstiger Kriegsdienstverweigerer mir jemals solche Gedanken machen würde…
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