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19.03.2025
Was zu erwarten war - 6 Kommentare
Ich wunderte mich nur kurz, als verschiedene Kollegen mich heute morgen anschrieben. Da ich diese Woche aus Gründen krank geschrieben bin ist dies die einzige Möglichkeit mich zu erreichen. Nach einem Telefonat war schnell klar, unser Arbeitgeber plant uns ab April zu einhundert Prozent in die Kurzarbeit zu schicken.
Unerwartet kam diese Entwicklung nicht. Ich schrieb hier bereits davon, aber auch auf der Arbeit war es kein großes Geheimnis, dass in diesem Jahr irgendetwas passieren würde. Um ehrlich zu sein, wir rechnen sogar damit, dass der Standort langfristig sogar komplett geschlossen wird. Das dürfte nicht ganz so einfach sein, wir sind in eine Gruppe eingegliedert, aber wenn juckt das schon wenn es hart auf hart kommt?!
Was macht das mit mir? Nun, es wäre gelogen zu erzählen dass die Entwicklung an mir vorbei geht, ohne mir Sorgen zu machen. Aber wie ich bereits in einem anderen Artikel geschrieben habe, ich kenne das schon.
Natürlich gingen mir heute morgen schon viele Gedanken durch den Kopf. Über Bewerbungen, einen neuen Arbeitgeber, finanzielle Sorgen, über Gelassenheit und die Gefahr voreilieger Schritte. Abwägungen über die beste Entscheidung. Am vorläufigen Ende meiner Überlegungen, ich will mich nicht von Ängsten und Sorgen gedanklich festnageln lassen, kam ich ganz überzeugend zu folgendem Entschluss: Ich will ein gnadenloser Optimist sein!
Das bedeutet nicht sich selbst Scheiße für Gold zu verkaufen. Aus meiner Selbstausrichtung zum Glauben an die Überzeugung dass nicht alles verloren ist, nur weil derzeit vieles im Umbruch ist, erwächst eine gewisse Freiheit. Luft zum Atmen, einen kühlen Kopf wenn man es so will.
Und wer weiß, vielleicht erwächst aus alldem ja auch eine Chance. Ich weiß nicht wer am Ende dieses noch recht jungen Jahres mein Arbeitgeber sein wird. Werde ich besser verdienen, schlechter? Werde ich weiter fahren müssen und werde ich dort glücklich sein? Oder bleibe ich aus Gründen vermeintlicher Sicherheit vorerst Teil dieses Betriebs, der die besten Jahre sicherlich hinter sich hat und gemessen an modernen Anforderungen kaum eine Überlebenschance hat.
Wie viel von den fünfhundert Milliarden bleiben letzten Endes in meiner Branche hängen? Welcher Teil davon wandert unmittelbar in meine Tasche? Welche Mehrkosten kommen schon bald auf mich zu? Irgendwer muss diese Summe ja auch irgendwie zahlen. Und warum hört man nirgendwo dass auch mal teure Vorstände ihren Platz zugunsten der vielen Mitarbeiter räumen müssen? Und warum verarmen immer nur die ohnehin schon Kleinen? So viele Fragen, die Antworten liefert die Zeit.
Etwas Sarkasmus erfordert die Situation ebenfalls: Egal wie es kommt, das Leben geht weiter bis es eben endet. Danach ist sowieso alles egal, gute Vorraussetzungen also positiv gestimmt in die Zukunft zu blicken.
Jetzt nur nicht den Kopf verlieren. Erhöhte Aufmerksamkeit, die Dinge beobachten, Entscheidungen treffen und mit dem Ergebnis leben.
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Wolf Jäger von chaosclub.org schreibt am 19.03.2025:
Überleg mal, wo Du wohnst, und was Du kannst, machst… Wenn das Ende so sicher ist, ist es vielleicht sinnvoll schon mal nach was anderem zu gucken, bevor die lieben Kollegen nachher die Konkurrenz geben. Hier im Brandenburgischen sagt man: den letzten beissen die Hunde.
Vor allem: Jetzt hast Du noch Zeit und kein Amt steht dir auf’m Sack. Wenn Du in der IT bist: Vorsicht- ich habe 2 Brüder da- selbst bei SAP gibt es Veränderungen…
Wolf
Daniel schreibt am 19.03.2025:
Moin Wolf,
du sagst es. Bewerbungen schreibe ich auf jeden Fall. Alleine schon um auszuloten wo ich derzeit stehe, in welche Branche ich eventuell als Quereinsteiger reinkomme und was ich an Einkommen erwarten kann. Ist ja doch schon ein paar Jahre her, dass ich mich diesbezüglich schlau gemacht, oder mich überhaupt irgendwo um eine feste Stelle beworben habe.
BuchHummel von buchhummel.de schreibt am 20.03.2025:
Ich kenne das auch zwei Firmenschließungen habe ich schon mitgemacht, ich der aktuellen zwei mal Abfindungsprogramme, und viele Wochen Kurzarbeit.
Das Rad dreht sich weiter, immer das beste draus machen und ein minimalistischer Lebensstil hilft sicher auch.
LG
Daniel schreibt am 20.03.2025:
Moin BuchHummel,
durch unsere Erfahrungen zeigt sich, wie schwer es ist auf das richtige Pferd zu setzen. Firmen die heute noch gesund sind und Mitarbeiter suchen, können in wenigen Jahren schon aus unterschiedlichen Gründen in Schieflage geraten.
Soweit kein Problem, würden wir nicht älter werden. Irgendwann wird man uninteressant für den Markt, auch wenn man immer einen guten Job gemacht hat. Außerdem hat man doch irgendwann auch einfach keine Lust mehr ständig neu anzufangen, was sich bei so manchem auf die Motivation auswirkt.
Einen minimalistischen Lebensstil habe ich mir in den letzten Monaten schon angewöhnt. Ich verzichte auf vieles und merkte schnell dass im Grunde nichts fehlt. Heute gebe ich eher ungern Geld aus.
Gezwungenermaßen sind wir zumindest aus volkswirtschaftlicher Sicht damit ja eher Teil des Problems. Wie man’s macht… ;)
Alles Gute!
Tom schreibt am 20.03.2025:
Gezwungenermaßen sind wir zumindest aus volkswirtschaftlicher Sicht damit ja eher Teil des Problems. Wie man’s macht… ;)
Da ist sicher etwas dran. Aber es kommt auch auf das System an. Leben wir im richtigen? Ich bezweifle es ;-)
Daniel schreibt am 20.03.2025:
Ich bezweifle die Existenz von Etwas wie Das richtige System
. Das scheitert schon alleine daran, dass wir alle unterschiedliche Vorstellung davon haben.
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