Ausgleich zum Schlaf

04.01.2025
Ausgleich zum Schlaf

Die Redewendung Der frühe Vogel fängt den Wurm kommt nicht von ungefähr. Gestern morgen sind wir zum ersten Mal seit langer Zeit um halb elf aufgewacht. Ich habe es gehasst.

An Tagen an denen man zu spät aufsteht läuft vieles schief oder wirkt stressiger als gewöhnlich. Es fehlt ein Stück vom Tag, mir fehlt etwas. Deshalb fand ich den gestrigen in Teilen ziemlich beschissen, was meine Frau zum Anlass nahm mich zu tadeln. Aber natürlich galt das nur in Teilen, es bleibt schließlich auch viel gutes.

Zum Beispiel das füttern und beobachten der vielen Vögel im Garten. Das fernsehen mit meiner Tochter, am Abend dann mit der Frau. Das Lesen zwischendurch und das gute Abendessen. Pfannkuchen mit Kartoffeln und Salat. Die frische Ordnung im Holzraum, der Ofen im oberen Stockwerk, den ich ausgesaugt habe. Viele kleine Dinge sind passiert, die die fehlende morgendliche Routine ersetzt und mich besänftigt haben.

Heute morgen dann war ich um kurz vor sieben Uhr wach. Das ist eine vernünftige Zeit um aufzustehen, die Katzen zu versorgen, den Ofen anzufeuern und den ersten Kaffee zu trinken. Ich habe mich an den großen Tisch im Esszimmer gesetzt, an dem wir sonst in Teilen oder auch gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen, und mein Buch weitergelesen. Gut fünfzig Seiten werden es wieder gewesen sein. Motte gesellte sich alsbald dazu. Setzte sich vor das vor Buch, welches aufgeschlagen vor mir lag, und machte es sich zwischen meinen auf dem Tisch abgelegten Armen gemütlich.

Später wechselte ich auf die Couch, lass die neuesten Blogartikel. Motte gesellte sich wie selbstverständlich zu mir, mautzend weil ich weggegangen war und bis mir sanft in die Hand, wenn ich in zu sehr ärgerte. Oskar saß schon bald am Fenster und bat um Eintritt, was Motte wiederum dazu brachte sich ihm für eine herrliche Prügelei anzubieten. Wäre Motte ein Mensch, er wäre ein Mann der sich ganz in Leder kleidet, mit einem dieser roten Gummibälle vor den Mund geschnallt und wartend, dass er endlich seine Strafe empfängt. Alles normal in diesem Haus und Oskar wäre nicht er, würde er sich diese Gelegenheit entgehen lassen.

Später ein gemeinsames Frühstück ohne die Tochter, denn die musste ja duschen. Dafür mit dem Sohn, welcher uns erzählte dass er sich heute mit diesem einen Mädchen treffen würde. Ich riet ihm sich ordentlich zu waschen, sauber anzukleiden und sehr ordentlich die Zähne zu putzen. Es soll ihr schließlich schmecken, wenn sie ihm die Zunge in den Hals schiebt. Meine Frau reagierte lachend und mein Sohn mit rollenden Augen.

Zwischendurch die Schwiegermutter am Telefon. Wir kommunizieren über den Lautsprecher, was das ganze irgendwie zu so einer Art Konferenz macht. Den Fernseher müsse ich einprogrammieren. Der Receiver empfängt kein HD und im Fernseher ist die Senderliste ein einziges Durcheinander. Einige Neckereien und Lachen später, meine Frau stupste mir breit grinsend an den Arm was zum einen ihre Freude ausdrückte über die Art wie ich ihre Mutter verarsche, aber auch dass es jetzt genug wäre.

Ich verabschiedete mich alsbald und kam den nach, was ich dem Sohn vor wenigen Minuten erst geraten hatte. Die Körperpflege stand an. Als das erledigt war setzte ich mich vor mein Fenster, um diesen Artikel zu schreiben. Zwischendurch stand ich auf und beobachtete mein Sohn, wie er draußen an der Straße sein eingeschneites Auto befreite. Ich sah ihm zu und reflektierte und dachte über die Emotionen und Gedanken nach, die eine solche Situation wohl in mir auslösen sollte, und was davon sich aufzuschreiben lohnen würde.

Neben einigen unaufgezählten Dingen ist all das passiert, und wir haben nicht einmal dreizehn Uhr. Die Schwiegermutter kocht Lauch im Schinkenmantel, worauf ich mich freue und worüber mein Sohn sich ärgert. Weil es ja immer nur so leckere Sachen gibt, wenn er nicht da ist.

Hoffentlich kommt er gut an, hoffentlich verbringen die beiden eine schöne Zeit. Scherzhaft meinte ich zur Schwiegermutter während besagter Telefonkonferenz, dass die beiden Im Wald spazieren gehen würden. Sie lachte, er drehte schon wieder mit den Augen. Ich würde ihm diese Erfahrung wünschen und gönnen.

Beide sind jung, sehen gut aus, haben das Leben vor sich. Was könnte es also schöneres geben für ihn als sie heute besuchen zu fahren, an diesem frischen Wintersamstag. In der warmen Stube ihren Duft einsaugen, ihre warme dunkle Haut erforschen und ihre nackten Knospen liebkosen…

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