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17.11.2024
3aus46
Eine weitere Woche, drei neue Links.
Schreiblehrling - Erinnerung: Was vom Dating so hängen bleibt
Den Anfang macht Thomas mit seiner sehr persönlichen Erfahrung mit einem anderen Mann, kurz nach seinem Outing. Ich konnte nicht anders als diesen Artikel an erster Stelle zu erwähnen, so gut gefallen hat er mir.
Besonders mochte ich, wie lebendig und ehrlich er von seiner Erfahrung mit diesem Mann gesprochen hat. Wie er es geschafft hat Bilder in meinem Kopf zu erzeugen und ein Gefühl von seinem Ringen mit sich selbst.
Es war klar wie das ganze ausgehen würde. Das er noch immer ab und an daran denkt spricht für die Leidenschaft und das starke Knistern, das beide damals so magisch angezogen hat. Gut dass er die richtige Entscheidung getroffen und das ganze rechtzeitig beendet hat.
Tages(b)log - Sammelort der Doofen
Die Erfahrungen, von denen Carsten erzählt, dürfte jeder gemacht haben, der schon einmal versucht hat etwas über das Internet zu verkaufen.
Im Laufe der Woche habe ich es endlich geschafft, meinen Dacia an den Mann zu bringen. Ich hatte ihn schon einmal eingestellt und eine ehrliche Beschreibung samt realistischer Preisvorstellung eingestellt, auf die aber niemand eingegangen ist. Menschen wollen die Sache halt richtig verkauft bekommen.
Egal was man schreibt, es wird nicht gelesen, die selben dummen Fragen kommen X-mal am Tag und ich habe keine Lust mehr darauf einzugehen. Daher nutze ich Kleinanzeigen nur sehr ungern.
Als dann sogar ein guter Bekannter des Händlers bei dem ich den Skoda gekauft habe meinte, dass er an dem Kauf nicht interessiert sei und der Dacia ein Fall für den Schrotthändler sei, gab ich meine Bemühungen auf. Ich habe ihn für 150€ an einem Mann aus meinem Dorf verkauft mit dem Wissen, dass er sicherlich noch ein wenig Gewinn macht. Mir ist das aber egal. Ich bin damit sehr lange sehr gut gefahren und habe in den vergangenen Jahren viel Geld gespart. Das bisschen das hängen geblieben ist investieren wir über die Feiertage und alle sind zufrieden.
Suzanna Chen - Something I wrote 3 years ago about perfectionism
Suzanna schreibt von Selbstzweifeln, Ängsten, dem Gefühl nicht gut genug zu sein wenn man nicht perfekt ist. Aber was ist schon perfekt? Ihre Mutter war es sicherlich nicht, was nicht bedeutet dass sie ausschließlich schlecht war. Sie war eben eine Frau ihrer Zeit, geprägt von dem was gesellschaftlicher Konsens war.
Ich kann mich daran erinnern, wie ich als wirklich junges Kind einmal mit meiner Oma über den Parkplatz eines bekannten Supermarkts gelaufen bin. Das war sicher noch in den 80ern. Weiter noch; Ich sah eine alte Frau am Boden liegen, die offensichtlich gestürzt war.
Natürlich lief ich sofort los um ihr aufzuhelfen, so wie mein Instinkt es verlangte. Es ist jemand in Not also hilfst du. Ich glaube sie trug einen grauen oder beigen Mantel, vermutlich mit Muster. Einen Hut auf dem Kopf, eher klein gewachsen. Wie ältere Damen eben oft sind. Ich kann mich an kaum mehr erinnern, nur daran wie schlecht ich mich im Nachgang gefühlt habe.
Als ich wieder zu meiner Oma lief, sie nahm mich vermutlich an die Hand und ich bin der Meinung sie habe mich gelobt, spürte ich trotz der guten Tat, wie das Gefühl von Schuld sich in mir breit machte. Ich hatte Zweifel das richtige getan zu haben, Angst verurteilt zu werden.
Das ist eine der Erinnerungen aus meiner Kindheit, bei der ich mich sehr gut an der körperlich spürbaren Schmerz der Selbstverurteilung und Selbsthass erinnern kann. Daran, wie der Körper von innen beginnt zu zittern, ohne dass man etwas dagegen tun kann.
Ich war bereits in jungen Jahren so, weiß aber nicht weshalb. Ob es die Scheidung der Eltern war? Der Umgang mit Menschen war schwierig. Ich wusste nicht wie das geht und war daher wenig erfolgreich. Zumindest bildete ich mir das ein. Heute denke ich, ich hätte mehr Hilfe gebraucht. Meine Mutter hat es zwar versucht, nur einen wirklichen Durchbruch gab es nicht.
Die Zweifel und der Hass verfestigten sich im Laufe der Jahre und waren gerade in der Pubertät besonders schlimm. Man sucht (s)einen Platz an dem man (über)leben, sich etwas aufbauen kann. Ich habe viele Jahre gebraucht, aus dieser Spirale zu entfliehen. Was mir geholfen hat war das stabile Umfeld, welches ich mit meiner Frau gefunden habe.
Was ebenfalls hilft ist darüber zu schreiben. Weil der Schleier sich dann ein wenig lüftet. Angst dass ich davon Nachteile haben könnte habe ich im übrigen nicht. Wir haben alle unsere Päckchen zu tragen. Ich kann nicht anders als ich selbst zu sein, auch wenn das bedeutet Alleine zu bleiben.
Bei diesen Worten entdecke ich einen weiteren Zusammenhang an eine Erinnerung aus meiner Kindheit, die ich neulich an anderer Stelle wieder fand. Der Text, den ich meine bei Horst Schulte gelesen zu haben, gab diesem Gefühl einen Namen. Ich war sehr geprägt vom Denken der Ritterlichkeit. Was lächerlich klingen mag war ein sehr starkes Gefühl vom einsamen Ritter, der anderen hilft, nur um im Anschluss alleine weiterzureiten. Vermutlich habe ich dadurch angefangen, jeden der versuchte mir näher zu kommen, von mir weg zu schieben.
Das ist ein Auszug aus meiner Vergangenheit und aus heutiger Sicht ist es mir vollkommen egal was irgendjemand darüber denkt. Wir sind nicht unsere Vergangenheit. Auch wenn ich tatsächlich inzwischen froh bin, dass gerade diese meine ist. Es war gut so, auch wenn vieles schlecht war.
Zweifel sind Gift. Sie verschwenden nur wertvolle Zeit. Das bedeutet nicht, dass ich immer frei davon bin. Es bedeutet, dass ich mir selbst gestatte so zu sein wie ich bin, zu schreiben wie ich bin, zu denken wie ich bin. Das gefällt nicht jedem, aber auch das ist mehr als in Ordnung.
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