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14.10.2024
In zweiter Instanz
Seit meinem neulichen Erwerb eines gebrauchten KFZ, der bis dato teuersten Investition materieller Art gleich nach meinem Haus, bin ich doch sehr auf Sparsamkeit bedacht. Ich habe es mir nämlich zum Ziel gemacht in drei, spätestens vier Jahren, den selben Betrag noch einmal zu investieren.
Meine Frau soll dann ebenfalls einen neuen, wahrscheinlich gebrauchten, Wagen bekommen. Leider verfügen wir über einen Goldesel genauso wenig wie über reiche Verwandtschaft und mein monatliches Aktion Mensch Los generiert eigentlich auch nur Kosten. Natürlich ohne mir jemals die erhofften Eine Million Euro Einmalzahlung plus fünftausend Euro monatliche Sofortrente zu bescheren. Dafür ist es für einen guten Zweck und somit gut investiertes Geld.
Es gilt also zu sparen. So habe ich bereits ein wenig Recherche betrieben, wie man das tut und wie man mit dem neuen Reichtum möglichst gut haushaltet. Ich versprach mir neue Erkenntnisse, viel schlauer als zuvor bin ich tatsächlich aber nicht geworden. Sämtliche Binsenweisheiten sind dafür zu finden. Unter anderem, das Qualität bei der Anschaffung mehr kostet, die Kosten sich im Laufe der Zeit, insofern eine höheres Durchhaltevermögen gegeben ist, aber wieder monetarisieren. Wer hätte das gedacht.
Was ich als Rat allerdings ganz gut fand war, dass man sich Wünsche nicht gleich erfüllen sollte. Wenn man weiß was man will und auch geortet hat, wo das Objekt der Begierde käuflich zu erwerben ist, gilt es nun zu warten. Mindestens eine Woche lang, eher zwei. Sollte sich der Drang zuzugreifen in dieser Zeit gelegt haben, ist man einem Impulskauf entgangen und hat Geld gespart. Oder, man hat eine zweckmäßigere, billigere Lösung gefunden, was zumindest die Kosten reduziert. Das ist der vielleicht beste Tipp, denn Impulskäufe haben mich schon viel Geld gekostet.
Überhaupt beginnt man ja über so vieles zu sinnieren. Hätte ich dies nicht, würde ich doch da nicht. Das ist vielleicht das entscheidendste, der ehrliche Umgang mit der eigenen Finanzverwaltung.
Gut, es gilt also zu sparen. Es hilft schon ungemein, wenn man wie ich ein Ziel vor Augen hat. In maximal vier Jahren ein neues Auto, das soll es sein. Mehr noch. Denn wenn dieses Ziel erreicht ist wird es schon bald wieder Zeit nach einem Nachfolger für meinen jetzigen Neuen zu suchen.
In vier Jahren wird der nämlich mindestens einhundert tausend Kilometer auf der Uhr haben und sieben Jahre alt sein. Ein günstiger Zeitpunkt ihn abzustoßen, solange man noch was dafür bekommt.
Worauf ich hinaus will, ich habe tatsächlich ganz schnell verinnerlicht zu verzichten und zu sparen ohne dabei unglücklich zu sein. Manch anderer ist dafür unglücklich, weil ich nun nicht mehr jeden Dönerstag auf der Arbeit ein Schnitzel mitbestelle. Das sind immerhin zehn Euro, macht im Monat vierzig Euro. Davon kann ich mein Auto zu zwei Dritteln tanken, das sind gute vierhundert fünfzig Kilometer. Unser Kühlschrank läuft ohnehin immer über (Lebensmittelrettung), ein Verzicht fällt also sehr leicht.
Nun wurde es Zeit für neue Schuhe. Ich habe vor einigen Jahren Turnschuhe gekauft, mit so einer blöden aufgeschäumten Sohle. Die waren bequem, inzwischen ist das Profil aber abgetragen und ich laufe auf nassen Untergründen Gefahr, einen Spagat hinzulegen. Das ist etwas, was meine Körpermitte gar nicht gut finden würde.
Was diese alles nicht gut findet durfte ich feststellen als ich die
fatale Entscheidung traf, die erwähnten Turnschuhe zu ignorieren und
stattdessen ein Paar Sonntagsschuhe
zu tragen, welche seit
Ewigkeiten im Regal standen. Die sind schließlich noch gut, so ließe
sich der Tag einer Neuanschaffung noch um einige Monate hinauszögern. So
dachte ich.
Tatsächlich haben mir diese wirklich feinen Schuhe eine schmerzhaft verkürzte Beckenbodenmuskulatur verschafft, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Nun mache ich wieder regelmäßig meine Übungen, das Problem mit den Schuhen ist nach wie vor nicht gelöst.
Also habe ich mich nach einigen Wochen der Überlegung nun dazu bewogen, um endlich zum Titel des heutigen Artikels zu kommen, mein favorisiertes Schuhgeschäft aufzusuchen und dort neue Schuhe zu kaufen. Dabei galt es drei Anforderungen zu erfüllen: Sie sollten dunkel sein, helle Schuhe sind schnell schmutzig. Sie sollten sehr bequem sein, denn ich möchte beim Autofahren das Pedal gut spüren können. Durch einen guten Kontakt zur Straße spart man ungemein viel Kraftstoff.
Zu guter Letzt sollen die neuen Schuhe maximal siebzig bis achtzig Euro kosten. Der schlaue Fuchs wird es schon erahnen, ich wurde bitter enttäuscht. Jene, die kompatibel zu meiner Preisvorstellung waren, waren aus unterschiedlichen Gründen ungeeignet. Ich verließ also deprimiert das Geschäft.
Da traf es sich ganz gut, dass wir neulich Post von unserem Baumarkt bekamen. Wir hatten Guthaben angespart welches wir nur abholen müssten. Das habe ich dann heute getan, im selben Atemzug besuchte ich ein weiteres Schuhgeschäft. Schon beim Aussteigen fiel mir eine Verkäuferin auf. Sie beobachtete mich vom Fenster aus und hatte eine besondere Präsenz, da wusste ich schon wo der Hase lang läuft.
Ich also rein, kurz geschaut, und wieder den Kopf geschüttelt über diese schrecklichen Preise. Entschuldigung, aber einhundert zwanzig Euro für billig und unter für Menschen gesundheitsschädlichen Umständen zusammengeklebte Turnschuhe ist absoluter Bullshit. Da kam auch schon besagte Verkäuferin um die Ecke. Wir probierten mehrere Paare aus, bis ich sie dann in Händen hielt. Die Schuhe meine ich.
Diese haben mir gleich gefallen. Sie sehen gut aus, ich glitt auf Anhieb hinein, die Schnürung ist ausgereift. Die Sohle ist fest, vermittelt aber dennoch ein sehr gutes Gefühl vom Untergrund. Ich habe beim Anfahren gleich den Unterschied gemerkt, mit denen kann ich tatsächlich sehr gefühlvoll und spritsparend fahren. Kostenfaktor: 64,95€.
Preis und Leistung passen. Für die kommenden zwei bis drei Jahre habe ich neues Schuhwerk und, in zweiter Instanz, mindestens fünfzig Euro gespart. Obendrein habe ich die lokale Wirtschaft gestärkt, weil nix Onlinekauf. Mein Gefühl sagt mir, Ziel erreicht.
Mein Bestreben Impulskäufe zu meiden, feste Ziele zu haben und stets Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten bringt mir hoffentlich den gewünschten Erfolg. Weitere Ausgaben sind für den Rest des Monats jedenfalls nicht geplant. Am Monatsende werde ich das was von meinem Lohn übrig ist, wie auch schon im vorangegangen, als Sonderzahlung in den KFZ-Kredit einzahlen.
Trotzdem glaube ich, da geht noch mehr. Ich habe den Eindruck noch so vieles nicht zu wissen und natürlich gibt es auch noch andere Wege Geld zu sparen, als es einfach nur nicht auszugeben. Investitionen können nicht ewig vermieden werden.
Denke ich an die Umbauten in und an unserem Haus, so wird mir schnell klar das diese unumgänglich und wichtig waren und einer der entscheidenden Faktoren in den letzten Jahren dafür, dass Sparen an zweiter Stelle kam. Wir tun es schon immer, Tilgung hat nun aber eine größere Priorität erlangt.
Die Zukunft wird zeigen, welche Früchte unsere Bemühungen tragen. Vielleicht vernichtet aber auch die nächste Finanzkrise oder gar ein drohender Dritter Weltkrieg, am wahrscheinlichsten eher aber die Klimakrise all unsere Bemühungen. Dann werden all die großen und kleinen Dinge, die uns so wichtig sind, wieder zu dem aus dem sie gemacht sind: Sternenstaub!
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