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13.10.2024
Rettet die Lebensmittelretter

Meine Schwägerin rettet Lebensmittel. Das ist eine feine Sache, denn wir sparen darüber nicht wenig Geld. Brot kostet inzwischen über vier Euro beim Bäcker. Wenn man kaum noch welches kaufen muss, aber jeden Tag welches isst, macht das schon einen Unterschied. So verhält es sich natürlich auch mit anderen Lebensmitteln.

Wenn sie eine neue Ladung abholen fährt informiert sie die Abholer, stellt alles bereit und wartet, das möglichst viele kommen um sich ihren Teil zu nehmen. Soweit ist das alles gut und von auf Nachhaltigkeit bedachten Menschen gefordert. Ich sehe allerdings auch, wie leicht es sich der Einzelhandel macht.

Der hört nämlich nicht etwa damit auf, im Übermaß zu produzieren. Nach wie vor, so scheint es, müssen bis in den späten Abend die Regale prall gefüllt sein, damit auch der letzte Kunde sich ja mit einer großen Auswahl konfrontiert sieht und ja kein schlechtes Einkaufserlebnis hat.

Das Ergebnis waren gestern Abend bis zu sechs große Müllsäcke, bis an den Rand gefüllt mit Broten, Brötchen und anderen Backwaren. Wer soll das alles retten? Und wie viel wird nicht gerettet, weil sich einfach niemand findet, der diese Mengen bewältigen soll?

Meine Schwägerin ist zur Rettung verpflichtet. Soll heißen, egal wie viele Produkte es sind, sie muss sie annehmen. Und wenn an einem Abend nur zwei Retter vorbeikommen, wird die Ladung eben auf die beiden aufgeteilt.

Hauptsache der Einzelhandel muss nicht selbst die Kosten für die Entsorgung tragen. Die werden ja auf die Einzelhandels Lebensmittelretter abgewälzt. In wessen Mülltonne landet denn das, was trotz großer Bemühung nicht vermittelt werden kann? Ich frage mich dabei ernsthaft wie es sein kann, dass die Tafel zum Beispiel nicht alle Menschen versorgen kann, wenn es doch noch genügend Überfluss für alle zu geben scheint.

Ich vermute, die Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Wirtschaftspolitik. Wo sollen schließlich die Bäcker Fabrikarbeiter noch arbeiten, wenn wir nicht mehr produzieren als wir brauchen? Und die in den Verbrennungsanlagen?

Produzieren wir Lebensmittel, um daraus später Strom zu produzieren, mit dem wir wieder Lebensmittel produzieren?

Wir leben in spannenden Zeiten.

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