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31.08.2024
Ein großer Schritt

Die ganze Woche über gab es nur einen Gedanken für mich. Ein Gedanke, der vieles andere verdrängt hat. Zwischendurch kam ich mir ziemlich blöde vor weil ich darüber so vieles vergessen habe, oder gedanklich einfach neben mir stand. Ich war sehr angespannt und habe auf ein einziges Ziel hin gearbeitet, mein neues Auto.

Ich hatte bereits vor zwei, drei Monaten damit begonnen, mich mehr für das Thema Neues Auto zu interessieren. Das war vor allen Dingen eine Sache von Worten, denn Probe gefahren habe ich nur eins. Einen Dacia Duster. Eine Freundin meiner Frau hat sich ebenfalls einen gekauft, zufällig hatte sie vorher den gleichen Logan wie ich und war über den Umstieg und das neue Auto mehr als begeistert.

So richtig konnte ich mich dafür aber nicht begeistern. Ich habe mich zwar bei Kleinanzeigen angemeldet und verschiedene Autos begutachtet und favorisiert, es wurde aber nie ernst. Es kam mir ganz gelegen, dass ich zwischenzeitlich Brennholz machen und noch einige andere Aufgaben erledigen musste. Die Tatsache, dass wir vergangenen Sonntag mit meinem alten Logan liegen geblieben sind, nahm ich als Zeichen die Sache endlich ernsthaft anzugehen.

Ich hatte Anfang dieser Woche noch Urlaub, Termine beim Lungenarzt in Simmern standen an. Meine Frau schrieb mir noch, dass sie einen Seat bei einem Händler eben in Simmern gesehen hatte. Den sollte ich mir mal anschauen. Am Dienstag ließ ich es dann darauf ankommen. Wer mich kennt oder zumindest öfter hier mitliest weiß, dass ich gerne davon spreche dass die Dinge sich fügen. Sie haben sich gefügt, wenn auch nicht so wie es jetzt zu erwarten wäre.

Als ich mich die Tage wieder mit dem Thema beschäftigte, spürte ich wie ich mich endlich frei machen konnte für eine Neuanschaffung. Meine Frustration über die immens gestiegenen Preise hatte ich hinter mir gelassen. Dafür bin ich zu der Einsicht gekommen, dass es ein Auto wie meine bisherigen nicht mehr geben kann.

Es gibt nur noch wenige brauchbare und gleichzeitig niedrigpreisige Fahrzeuge. Selbst Autos mit 160.000 Kilometern sollen zwischen 15-17.000 Euro kosten. Der Preis ist so lächerlich, da kann man sich gleich umorientieren.

Weiter dann die Grundausstattung, die inzwischen so gut und schön anzusehen ist, dass ein Weiter wie bisher keinen Sinn mehr macht. Die Preise und die Vorstellungen, was man für alte Kisten noch bekommen kann, die früher maximal als Winterauto durchgegangen wären, sind total überhöht.

Gut, ich war also offen für etwas neues. Wenn ich das bin, dann beginne ich zu spüren dass ich meinem Ziel näher komme. Das Fenster tut sich vorher nicht auf, oder ich sehe es nicht. Die Dinge kommen dann auf mich zu was sich gut, leicht und richtig anfühlt.

Bei dem Händler der das Auto anbieten sollte, welches meine Frau gerne gehabt hätte, wurde ich nicht fündig. Die Preise waren lachhaft. Ich bin nicht bereit 30.000 Euro und mehr für ein Auto auszugeben. Ich will leben und nicht dauerhaft Schulden abstottern. Also fuhr ich weiter, ohne es zu ahnen meinem Ziel entgegen. Ich parkte auf dem Parkplatz eines Ford Händlers und sah mich um. Was ich zunächst sah, unterschied sich wenig von dem der anderen Händler. Dann aber sah ich ihn:

Es ist ein sehr gut erhaltener, dreijähriger Skoda Fabia Ambition Kombi. Gesamtlaufleistung 6.480km. Es gibt einen Vorbesitzer, der Mann war Rentner. Das Auto ist aussen wie ihnen sehr gut gepflegt, die Ausstattung im Vergleich zu meinem Dacia Logan ähnlich der eines Space Shuttle. Wir sind ja nicht verwöhnt. Ich war sofort begeistert, die Probefahrt reichte um mich vollends zu überzeugen.

Jetzt kann man auch verstehen, warum ich alleine beim Gedanken an die letzten Tage wieder sehr aufgeregt bin. Mein Herz schlägt wie verrückt. Gestern habe ich dann endlich den Kaufvertrag unterschrieben. Noch nie habe ich ein so hochwertiges Auto gekauft. Vergleiche ich aber unsere finanzielle Situation von vor dreizehn Jahren mit der heutigen, ist die Belastung in etwa die gleiche. Der Preis ist vernünftig und annehmbar.

Was habe ich die Woche geschwitzt vor Angst, er könnte mir vor der Nase weggeschnappt werden. Ich habe einen Termin wegen der Finanzierung gemacht, genauso auch schon die Anmeldung online vorbereitet um keine Zeit zu verlieren. Ein Wagnis, aber es hat geklappt. In spätestens zwei Wochen ist das Auto bezahlt, anmelden werde ich ihn kommenden Mittwoch.

Der Händler wird das Auto neu tüven, die anstehende Inspektion vornehmen und eine Anhängerkupplung montieren. Ich will ihn spätestens kommenden Freitag auf meinem Hof stehen haben.

Meine Frau war ja die ganze Zeit über skeptisch, wollte eher das Auto kaufen welches sie mir angeboten hatte. Ich habe ihr versprochen dass sie, wenn sie den Wagen erst mal sieht, nicht enttäuscht sein wird. Als es soweit war meinte sie nur, das sei eben ein typisches Daniel Auto. Eine verhaltene Reaktion? Moment, der Händler bot uns an noch eine Fahrt zu machen während er alles in die Wege leiten würde.

Schon auf den ersten Metern bemerkte meine Frau die komplett andere Geräuschkulisse. In dem Auto ist es leiser, nichts rappelt, die Sitze sind sehr bequem. Mit dem einschalten der Klimaanlage wurde ihre Skepsis dann durch Zufriedenheit ersetzt. Vor der Fahrt meinte sie, es sei mein Auto und ich müsste schließlich zufrieden sein.

Als sie mir mir im Anschluss dann erzählte, dass sie während der Fahrt beinahe eingeschlafen wäre wusste ich, dass auch sie angekommen war. Ich hätte den Wagen auch ohne ihre Zustimmung gekauft, ich zahle schließlich auch die Raten. Es wäre aber nicht gut gewesen, wenn sie ihn nicht gewollt hätte.

Mit dem neuen Wagen verändern sich ein paar Dinge. Ich habe bereits die gute Ausstattung erwähnt. Der Verkäufer meinte zwar dass die nur Standard sei, für uns ist es trotzdem ein großer Sprung. Das schöne Display, die Knöpfe am Lenkrad und das Fahrgefühl sind das eine. Die Sitze sind so hochwertig, die Komponenten so stimmig verbaut, dass dieses Auto sich nicht zum Arbeiten eignet. Das ist definitiv ein Problem.

In Zukunft werde ich nicht mehr mal eben schnell mit dreckigen Klamotten und Matschschuhen ins Auto steigen. Nur noch mit sauberen Sachen, maximal meine Werkzeugkiste kommt in den Kofferraum. Alles andere wie die Kettensäge, Säcke mit Putz und allem anderen, transportiere ich zukünftig nur noch im Anhänger.

Meinen Logan habe ich als Bauhure gehalten. Zwei Meter lange sägerauhe Kanthölzer kann man einfach im Innenraum verteilen. Säcke mit einem Gesamtgewicht von dreihundert Kilogramm passen locker in den Kofferraum. Matsch an den Schuhen weil wir gerade im Wald sind? Kein Thema, der kann das ab. Ab und an mal aussaugen, das passt schon.

Das alles wird es nicht mehr geben. Nicht weil ich spießig bin, sondern weil der Neue mich verdammt viel Geld kostet und einfach zu schön ist, um ihn so schlecht zu behandeln.

Ein weiterer Faktor kommt dazu. Das Auto hat wie die meisten heutzutage einen Turbo. Der Hubraum wird immer kleiner, Leistung wird also über ihn realisiert. Das macht den Wagen anfälliger und Reparaturen teurer. Mit meinem Logan bin ich vor einer Woche liegen geblieben weil das Motoröl leer war. Ich habs einfach wieder aufgefüllt und der Bock fährt weiter als ob nichts passiert wäre. Das kann ich bei meinem Skoda vergessen.

Aus dem Grund werde ich in Zukunft auch nicht mehr selbst Hand anlegen. Zumindest nicht am Motor. Den Auspuff werde ich sicher noch wechseln können, genauso wie die Bremsen. Das Auto ist im Unterhalt aber definitiv teurer. Alleine die Inspektionspreise werden mich jedes Mal ärgern. Da frage ich mich, warum lasse ich mich darauf ein? Was bekomme ich dafür und wie sähe die Alternative aus? Fangen wir mit dem letzten Punkt an.

Die Alternativen werden immer rarer. Hat man sich vor zehn Jahren noch ein Auto zum Arbeiten für ein paar hundert oder wenige tausend Euro gekauft, legt man dafür heute unter Umständen richtig Geld hin. Die Situation wird nicht besser wenn man sieht, dass in den Autos immer mehr Elektronik verbaut wird, die mit dem Alter nicht zuverlässiger wird. Genauso wie die Motoren, die wie gesagt weniger Hubraum haben. Das liegt an den CO2 Werten, die man versucht einzuhalten. Eine Ein-Liter Maschine wird in den wenigsten Fällen 286.000 km laufen, so wie mein Dacia. So ist zumindest mein Eindruck, ich mag mich da täuschen. Schnäppchen gibt es schließlich immer wieder mal.

Was aber bekomme ich für mein Geld? Im besten Fall für lange Zeit ein zuverlässiges Fahrzeug. Das ist das einzige, worauf es mir ankommt. Die Optik ist schön und spricht mich an. Nützt aber alles nichts, wenn die Kiste ständig in der Werkstatt steht und nur Geld kostet.

Warum lasse ich mich darauf ein? Nun, zum einen habe ich Lust auf etwas Neues. Ich habe die Nase voll von der schlechten Ausstattung und das mal hier was knarzt, da was klappert. Der Fabia sieht einfach sehr schön aus, macht in meinen Augen richtig was her. Die Klimaanlage ist eine wirklich tolle Sache. Wie oft bin ich nach dem Duschen in mein Auto gestiegen, nur um wieder nassgeschwitzt, klebrig und stinkend auszusteigen?! Diese Zeiten sind vorbei.

Klar, ich bezahle dafür einen echt hohen Preis. Einen Preis, den ich vor drei Monaten nicht bezahlen wollte. Ich hoffe darauf, nicht enttäuscht zu werden und einen guten Kauf getan zu haben. Ich bin kein begeisterter Autofahrer, aber ich bin auf eines angewiesen. Mir ist wichtig dass die Leistung stimmt. Ich muss einen Hänger problemlos ziehen können, Platz haben und auch auf längeren Strecken bequem sitzen.

Neben den neuen Kosten werde ich an der Steuer ein wenig sparen, genauso wie am Spritverbrauch. Das bedeutet weniger Belastung für die Umwelt und weniger Kosten an der Tankstelle. Die Kosten steigen trotzdem.

Am Ende gewinnen sowieso nur die Konzerne. Sie versprechen Kunden Mobilität und ein tolles Erlebnis, verschweigen aber dass wir abhängig von ihnen sind. Diese Kröte müssen wir schlucken, den Preis zahlen. Wie sonst soll ich am Tag mindestens sechsundsechzig Kilometer zurücklegen in einer Gegend, wo die Busverbindungen anders sind als in der Stadt, wenn überhaupt vorhanden. Radwege?

Im Moment bin ich einfach aufgeregt und gespannt und ich freue mich auf den kommenden Freitag. Ist das irgendwie nachvollziehbar?

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