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27.08.2024
Brüder und Schwestern

Lou Plummer schreibt in einem Artikel recht ausführlich über seine Geschwister. Er geht näher ein auf deren Werdegang und schließt mit den Worten ab:

We don’t get to see each other often enough but when we do, it’s good times. I wish the same for everyone who has siblings.

Zu deutsch:

Wir sehen uns nicht sehr oft, haben dann aber gute Zeiten. Das wünsche ich jedem, der auch Geschwister hat.

Das ist toll und ich freue mich, dass sie sich trotz ihrer Unterschiede so nahe sind. Nun, ich denke es ist klar worauf ich hinaus will.

Schwestern habe ich keine. Ich hatte mir eine gewünscht, daraus wurde mein jüngerer Bruder. Vergangenen Sonntag bin ich zweimal durch das Dorf gefahren, in welchem er wohnen soll. Ich kenne seine Adresse nicht und ich habe ihn auch nicht vermisst oder den Wunsch verspürt, ihn zu besuchen. Wäre er auf der Straße gestanden, ich hätte eher zur Seite geschaut als mich der Unannehmlichkeit eines Gesprächs zu ergeben. Das ist schon ziemlich hart, ich weiß. Aber so ist es eben.

Es gab keinen Streit, aber seit der Kindheit auch keinen intensiven Kontakt mehr. Er hatte mich einst mal ein, zwei Wochenenden besucht, was gut war. Er ist neun Jahre jünger als ich. Als ich selbst noch ein Kind war hatte ich ihn sehr gerne. Selbst heute trage ich noch ein Foto von ihm in meinem Geldbeutel. Er trägt darauf dunkles Haar, lächelt.

Heute sind wir uns fremd. Wobei ich sehr stark vermute, dass diese Entfremdung von mir ausgeht. Ich habs nicht so mit Familienbanden, das war mir immer sehr anstrengend. So hat sich vieles verlaufen, worüber ich tatsächlich sehr froh bin.

Mein größerer Bruder sollte noch in der Koblenzer Ecke wohnen. Wir hatten einige Jahre gar keinen Kontakt und dann auch nur kurz zwischendurch, weil es unserem gemeinsamen Vater nicht so gut ging. Das war auch alles mehr aufgezwungen und es hat sich nie ein Gefühl von Leichtigkeit, oder Verbundenheit ergeben. Als jüngerer Mann war ich überzeugt ihn zu hassen. Heute kann ich sagen, wir sind ähnlich den zwei unterschiedlich gepolten Magneten, wie man sie früher an Spielzeugeisenbahnen fand. Wir stoßen uns gegenseitig ab. Versuche uns näher zu bringen scheitern zwangsläufig.

Über die Ursachen könnte man vortrefflich streiten. Meine Frau hätte sicherlich auch einiges dazu zu sagen. Darüber wie ich so gestrickt bin zum Beispiel.

Ich habe also zwei Brüder. Werde in diesem Leben aber nicht erfahren wie es sich anfühlt, zwei Brüder zu haben die einem nahe stehen. Wir teilen nichts außer dem Schoß, der uns geboren hat. Und mit dem Älteren den Vater, das war es dann auch. Und das geht voll in Ordnung. Mir ist es so lieber, ganz ohne harte Emotionen. Die beiden leben ihre Leben, ich meines. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Außer einer Sache vielleicht noch. Auch ich wünsche jedem, der Geschwister hat, eine gute gemeinsame Zeit.

Erwähnungen:

Fremdquelle:

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