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26.08.2024
Nach-Urlaubs-Melancholie

Schon seit einigen Tagen macht sich in meiner Bauchgegend ein Gefühl breit, wie ich es kenne, wenn der Urlaub ein Ende findet. Es fühlt sich nicht gut an. Leicht bedrückend, ein wenig Traurigkeit mischt sich darunter. Hier ein Versuch der Analyse. Zunächst muss ich aber feststellen, dass ich nur zu 99% im Urlaub war.

Ein kleiner Teil von mir war immer am Arbeitsplatz. Hat sich gefragt wie jenes gelaufen ist, ob diese Entscheidung gefruchtet hat, ob ich nichts vergessen habe und was auf dem Tisch liegt, wenn ich zurück komme. Diese Einstellung ist grundfalsch und zum Glück ist das nicht jeden Urlaub so. Selbstzweifel sind unangebracht denn Ich weiß ja, dass ich alles getan habe um einen guten Job zu machen. Sollte ich etwa so viel falsch gemacht haben, dass der Himmel über mir einstürzt? Ein Unsinn der seinesgleichen sucht.

Es wird sein wie immer. Man kommt an, setzt sich, trinkt den ersten Kaffee und unterhält sich. Man beginnt mit der Arbeit und ehe man sich versieht, ist der erste Tag wieder vorbei und man steckt wieder voll drin im Mauserad. Trotzdem sendet mein Darm Stresssignale.

Jetzt, da ich darüber schreibe, spüre ich bereits wie der Knoten sich löst. So ist es immer und das ist gut. Am Anfang steht die Verdrängung. Ich will mich jetzt noch nicht mit dem Thema auseinandersetzen. Noch habe ich Urlaub und noch ist Sommer und nicht Herbst, auch wenn die Damen im engeren und weiteren Familienkreis bereits von Herbst sprechen. Weil es ja schon so kühl ist morgens und mal Nebel war.

Wir leben aber im Jetzt und der Herbst hat noch Zeit. Die Arbeit hat noch Zeit. Und doch sind die Dinge im stetigen Wandel, wenn auch nicht gleich merklich. Oft sind es Details. Es gibt aber auch unübersehbare Signale, etwa dass es bereits früher dunkel wird. Es hilft also nichts, ich muss mich mit dem auseinandersetzen was da kommt.

Wenn das Ende des Urlaub gleichzusetzen ist mit Herbstanfang und ich mir vorstelle dass mein Körper eine innere Uhr besitzt, dann kann ich gut verstehen warum mein Darm solche Signale sendet. Er denkt bereits an eine triste Zeit voll Mangel. An Regen und fallendes Laub. An Kälte, Nebel und das Fliegen der Vögel. Er weiß wohin sie ziehen und er sehnt sich danach mitzufliegen. Ins Warme, dorthin wo es Nahrung im Überfluss gibt und man nicht gezwungen ist sich seine Zeit einzuteilen. Ich glaube genau das ist der Punkt. Die Arbeit ist ein wirtschaftlicher Zwang, das Joch dem anständige Menschen sich beugen.

Mein innerer Schatten ist an solchen Tagen immer sehr gemein zu mir. Er stichelt, zeigt mir Bilder und versucht mir ein schlechtes Gefühl zu machen. Ginge es nach ihm, dann ginge die Welt unter. Dem ist aber nicht so.

Ich habe einfach nur keinen Bock, um es auf den Punkt zu bringen. Lieber will ich weiterhin gut bezahlt werden und genau das tun, worauf ich Lust habe und was gerade so ansteht. Ich will nicht wieder so früh aufstehen und die Hälfte meines Tages verplant haben, wenn ich doch genauso gut im Garten arbeiten könnte. Am frühen Morgen, wenn es sein muss bei leichtem Nebel, die Pflanzen und Insekten beobachtend. Oder irgendwo anders sein. Den Duft des Meeres, Sand zwischen den Zehen. Menschen sehen die Moin sagen und lecker Krabbenbrötchen aus der Fischereigenossenschaft essen. Für inzwischen bestimmt 4,50€ das Stück.

Bei all diesen schönen Erinnerungen und Gedanken ist es gar kein Wunder, dass mein Darm Stresssignale aussendet und mein innerer Schatten mich sticht. Mir wird klar das Arbeit Arbeit ist und Arbeit bleibt, ganz egal wie viel wir lachen und wie viel Glück ich habe.

Dann denke ich weiter. Frage mich was mich hier hält. Wenn ich doch Sand zwischen den Zehen spüren, den Wind und das Moin hören will, warum tue ich es nicht einfach? Einfach klingt so einfach. Einfach das Haus verkaufen, an die See ziehen und irgendwo ein neues Leben beginnen. Weg vom wunderschönen Hunsrück, in dem ich aufgewachsen bin.

Der Artikel gibt ein sehr gutes Bild davon ab, wie es in mir derzeit hergeht. Viele Menschen kennen das und können nachempfinden wenn ich sage, dass alles gut ist und der Job erfüllend und die Heimat gut und trotzdem… der innere Kompass steht auf weg von hier. In Richtung irgendwo oder wie in meinem Fall sogar auf einen bestimmten Punkt zeigend, wo es (vermeintlich) schöner ist. Hauptsache es ist nicht hier.

Ich glaube besser wird es nicht. Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen und wünsche den Betroffenen einen guten ersten Arbeistag.

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