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13.08.2024
Projekt Brennholz 2024

Seit Freitag vergangener Woche bin ich bereits damit beschäftigt, knapp vierundzwanzig Meter Brennholz für zwei Haushalte aufzuarbeiten. Inzwischen gut zwanzig Stunden, und doch habe ich nur etwa die Hälfte geschafft. Das nervt mich natürlich, aber es gibt auch Gründe.

Zum einen war ich Freitag und Samstag ganz alleine. Mein Quasi Schwager kam erst am Montag dazu und jeder weiß wie zeitintensiv es sein kann, wenn man jeden Handgriff alleine machen muss. Eine große Hilfe war immerhin meine Frau und ein Neffe, die beiden haben das fertig gespaltene Holz aufgesetzt. Mit einem neuen System im übrigen, meine Frau leistet da wirklich gute Arbeit. Allerdings merkt man ihr auch an, dass Scheite aufstapeln Knochenarbeit und nicht das ist, was sie sich in ihrem Urlaub vorstellt. Kann ich absolut verstehen.

Als mein Quasi-Schwager Montags dazu stieß konnte man gleich sehen wie die Sache Fahrt aufnahm. Die Temperaturen hielten leider Schritt, es wurde über dreißig Grad heiß. Gestern war der heißeste Tag und wir haben viel geschwitzt und noch mehr getrunken. Schön mit Pausen zwischendurch, einen Hitzschlag braucht schließlich niemand von uns. Ich persönlich bin ja noch so bekloppt und laufe selbst bei diesen Temperaturen mit langen Arbeitskleidern herum. Wegen der direkten Sonneneinstrahlung. Ich will vermeiden irgendwann einmal Hautkrebs zu bekommen, zudem habe ich den Eindruck (so widersprüchlich das auch klingen mag) das die Kleider ab einem gewissen Punkt sogar leicht kühlen. Wohl wegen dem Schweiß. Das nur so am Rande.

Wir haben also sehr viel geschwitzt und noch mehr getrunken und daher auch einiges geschafft. Und trotzdem bin ich, wie immer, unzufrieden. Heute morgen hatten wir dann einen richtigen Lauf. Wir haben nur etwa zwei Stunden frisches Holz eingeschnitten und dann schon angefangen zu spalten, was im Nachhinein betrachtet unser Glück war. Wer meinen Laberfeed abonniert hat kann sich das Video des Unwetters von heute Mittag anschauen.

Das Wetter hat uns also einen Strich durch die Rechnung gemacht, an Arbeiten im Trockenen war heute nicht mehr zu denken. Somit ist aber auch mein selbst gestecktes Ziel, Donnerstag Abend mit der Aufarbeitung fertig zu sein, zu reiner Utopie verkommen. Das schaffe ich nicht mehr.

Es gibt aber noch zwei weitere entscheidendere Gründe weshalb wir so lange brauchen. Ein Manko ist das maximale Spaltmaß meines Spalters. Der kann nämlich nur bis zu dreiundsechzig Zentimeter lange Stücke spalten. Standard sind eher einhundert, diese Variante war mir aber zu teuer und zu dem Zeitpunkt fiel der Nachteil nur sehr gering ins Gewicht. Aus dem Grund mache ich zwangsläufig doppelt so viele Schnitte und spalte natürlich auch doppelt so viele Stücke wie mit einem normalen Spalter. Das hält auf, war aber wie gesagt in der Vergangenheit kein Problem.

Denn, die Stämme waren vor einigen Jahren noch wesentlich breiter. Das folgende Foto veranschaulicht das ganz gut:

Die dünnsten Stämme passen bis zu vier oder sogar fünfmal in einen der breiteren. Früher waren diese Zahnstocher eher die Ausnahme, seit der letzten Brennholzversteigerung ist es umgekehrt. Es sind nicht viele brauchbare Stämme dabei. Vor einigen Jahren haben wir die Stämme mindestens gevierteilt, oft sogar geachtelt. Die Stämme waren also an sich bereits ergiebiger, weshalb wir insgesamt weniger Arbeit hatten und entsprechend schneller waren. Inzwischen sind Stämme dabei, die spalten wir nicht einmal mehr. Die werden auf Länge geschnitten und gehen so in den Ofen, weil zu aufwändig und auch nicht nötig.

Das die Stämme dünner werden hat natürlich einen Grund. Meine Frau hat das mal ganz schön beschrieben. Früher konnten wir alle noch aus dem Vollen schöpfen! Die Zeiten sind vorbei. Irgendwann ist auch der größte Waldbestand aufgebraucht und es muss ausgewichen werden. Der Wald muss schonend und gleichmäßig bewirtschaftet werden, damit er nach menschlichem Ermessen eine Zukunft hat.

Ich sehe das ein und nehme es an, auch wenn die Preise langsam unverschämt werden. Was den erntefähigen Baumbestand angeht sehe ich aber noch Probleme auf uns zukommen. Schließlich müssen von den dünnen Stämmen mehr geerntet werden um den gleichen Bedarf zu decken. Daher werden inzwischen nur noch Kontingente vergeben, maximal … zehn Meter pro Haushalt. Das der ein oder andere da Schmu macht sollte klar sein. Wir haben jedenfalls genug bekommen, aber die Aufarbeitung wird anscheinend zunehmend aufwendig und niemand weiß, wie lange es überhaupt noch Einschlag in gewohnter Form geben wird.

Wenn das so weiter geht fange ich an, die Arbeitszeit gegen den Mindestlohn aufzurechnen. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem ich lieber Öl tanke statt Holz zu machen. Einfach weil es sich nicht mehr lohnt. Oder man lässt es sich ofenfertig liefern, was ebenfalls eine Kostenfrage ist.

Alles in allem ist Brennholz eine feine Sache und ich arbeite es auch gerne auf. Mir macht harte Arbeit Spaß und ich störe mich nicht unbedingt daran, eine Woche von meinem Urlaub für ein nützliches Hobby aufzuwenden. Allerdings kann ich es nicht leiden wenn es nicht voran geht und diese dünnen Stämmchen rauben mir den letzten Nerv.

Während ich so arbeite mache ich mir dann meine Gedanken. Ich denke zum Beispiel an das, was meine Schwiegermutter mir immer wieder erzählt. Früher haben wir den ganzen Sommer über Holz gemacht. Und unsere verstorbene Oma hat oft davon erzählt, wie sie das Holz von Hand die Hänge hochziehen und mit der Handsäge schneiden mussten. DAS war Knochenarbeit.

Und wenn wir es uns mal herausnehmen auch nur leicht unter der Hitze zu stöhnen, reibt uns meine Schwiegermutter immer unter die Nase: Bei dem Wetter mussten wir schon als Kinder jeden Tag Heu machen!

Vielleicht also alles gar nicht so schlimm. Eine Woche schwitzen und schuften mit der Kettensäge und einem Spalter der zweiundzwanzig Tonnen drückt, gar nicht mal so schlecht. Jammern auf hohem Niveau?

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