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20.07.2024
Hitzefrei - 2 Kommentare

Gestern habe ich mit einem Bekannten Brennholz für zwei Haushalte aus dem Wald abgefahren. Das liegt nun, in Form zweier großer Polter, im Garten und wartet darauf, fachmännisch in ofenfertige Stücke verarbeitet zu werden. Ich habe aber noch andere Aufgaben, weswegen der Plan zunächst so aussieht, dass ich zumindest erst meinen Sockel endlich mal verputze, bevor es ans Holz machen geht. Davon spreche ich schließlich schon eine ganze Zeit und einen Teil habe ich ja bereits erledigt.

Leider ist es heute so heiß, knapp dreißig Grad, dass ich letztendlich gar nichts machen werde. Ein wenig die Werkstatt habe ich aufgeräumt, Sachen die ich nicht mehr brauche zur weiteren Verwendung an die Straße gestellt. Das war es.

Wenn ich nur den Rolladen hochziehe um aus dem Fenster zu schauen, wird mir gleich ganz anders. Die Farbe des Sonnenlicht ist so intensiv, die Hitze so krass, da bin ich raus. Ich bin für dieses Wetter einfach nicht gemacht, es wirkt sich körperlich auf mich aus. Meine Lungen schmerzen, mein Kopf wird schwer, ich werde müde. Da ist schwitzen das geringste Problem. In wenigen Worten, heiße Sommer sind scheiße.

Im Schatten lässt es sich dagegen ganz gut aushalten. Ich habe heute Mittag die Wäsche aufgehängt, das ging. Dabei konnte ich holländischen Motorradfahrern lauschen, von denen sogar einer kurz sang. Dann kam mein Künstlernachbar und wir sprachen wenige Minuten über die Wichtigkeit, die positiven Dinge dieser Welt immer wieder hervorzuheben.

Viele Menschen haben Zukunftsängste und zeichnen ein schauriges Bild der Welt. In Teilen mag das schon stimmen, aber es ist eben nur ein Teil. Vieles ist gut, vieles macht Spaß, vieles ist es wert darüber zu sprechen. Wie zum Beispiel die wenigen Minuten unseres Gesprächs und die danach. Noch während wir sprachen hängte ich die letzte Wäsche auf. Als das getan war, stellte ich Korb und Klammern auf Seite und nahm selbst auf einem eigens bereit gestellten Hocker Platz.

Durch meine Sitzhöhe fielen mir die vielen Blüten auf, die sich links und rechts zu Seiten meines Nachbarn in ihren schönsten Farben präsentierten. Ich sah die schattigen Flecken im Garten, noch immer leicht feucht und dunkel von meiner nächtlichen Gießaktion. Der Lavendel stand in voller Pracht, etliche Bienen und weitere Insekten flogen ihn an und nahmen was ihnen zum Leben gegeben. Nachdem mein Nachbar gegangen und ich in dieser kleinen Idylle alleine zurückgeblieben war, verweilte ich weiter sitzend noch einige Minuten darin und sog alles in mich auf.

Das satte Grün, das dunkle Braun, die Kühle der sonnengeschützen Bereiche. Den Blick in den Garten auf schöngewachsene Bäume, die unserem Nachbar gut gefallen und weiteren Schatten und Lebensraum bieten. Das alles sind gute Dinge und manch einer nimmt sie viel zu selten war.

Wie ich so da saß dachte ich darüber nach, wieso um alles in der Welt ich mir gerade so einen Druck machte. Du musst unbedingt noch etwas arbeiten. Du kannst jetzt nicht so faul hier rumsitzen, du verschwendest Zeit. Da wurde mir klar wie verrückt und widersprüchlich dieser kurze Augenblick war. Ich saß da, bestaunte und liebte die Schönheit der Natur und ihre Vielfalt, setzte mich aber gleichzeitig wieder unter Druck produktiv zu sein.

War ich denn nicht produktiv? Habe ich genau in diesem Moment nicht etwas sehr sinnvolles getan?

Das war der Moment bei dem ich beschloss, heuet nicht mehr viel zu machen. Natürlich wegen der Hitze und meiner Lungen nicht, aber auch nicht weil jetzt keine Zeit für Arbeit ist. Es ist Zeit abzuschalten. Sicherlich, heute abend geht es weiter. Wenn die Sonne untergeht wollen Topfblumen und Garten gegossen werden. Dann kühlt es ab, das Dorf wird wieder munter. Menschen schlendern im Dunklen durch die Straßen und Fledermäuse fliegen beinahe unerkannt umher, während die letzten Rufe der Mauersegler verklingen. Dann sitzen wir vor der Tür auf den Stühlen, trinken kaltes Bier und essen gesalzene Erdnüsse, in die aufsteigende Nacht lauschend.

Den Sockel kann ich auch kommende Woche noch verputzen, sobald die Temperaturen es wieder zulassen. Ein Eis werde ich essen, mich ein wenig hinlegen und schlafen. Über den Artikel nachdenken, den ich eigentlich schreiben wollte, ehe mir alle diese Bilder und Gedanken in den Kopf kamen.

Erwähnungen:

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Kommentare:

Rainer schreibt am 23.07.2024:

Hallo Daniel.

Alle deine Artikel lese ich schon lange mit voller Aufmerksamkeit und bin von deinem Schreibstil immer wieder begeistert.

Das du dir nun Hitzefrei nimmst, kann ich nur befürworten. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Es hat auch schöne Seiten, wie du ja selbst festgestellt hast. Einfach die ganze Arbeit mal aus dem Kopf schmeißen und dann die Natur mit allen was sie zu bieten hat genießen. Auch im eigenen kleinen Garten ist die problemlos möglich. Deine Gesundheit wird dir solche Auszeiten danken.

Wir haben, wie jedes Jahr, eine Vogeltränke im Garten stehen. Da können wir schön beobachten wie viele Vögel dies dankbar annehmen und dort trinken und baden. Im Winter gibt es ein frei hängendes Futterhaus und auch da ist viel lustiges Treiben zu beobachten. Das sind alles so Momente wo ich froh bin auf dem Land zu leben.

Deine Idee mit Mails als Kommentare finde ich cool. Kann man sich diese Idee “klauen”?

Wie geht es eigentlich Eurem Kater Motte? Schon lange nichts von gelesen.

Viele Grüße aus Sachsen
Rainer

Daniel schreibt am 23.07.2024:

Moin Rainer,

schön mal wieder von dir zu lesen. Wir beide haben ja schon länger nichts mehr voneinander gehört. :)

Danke für die Blumen. Es freut mich, wenn du gerne mit liest. Das Schreiben ist auch so eine Art Ausgleich zur Arbeit. Meistens zumindest entspanne ich dabei total, lasse noch einmal alles Revue passieren.

Wo wir von Vögeln im Garten sprechen. Heute kam die erste Lieferung Vogelfutter von einem Anbieter, den ich noch nicht kannte. Die Mischung sieht sehr gut aus, ich denke spätestens morgen sollten wir wieder regen Betrieb im Garten haben.

Wenn du magst kannst du die Kommentarfunktion gerne übernehmen, ich halte mich auch nur an Standards. Bedenke aber die Vor und Nachteile. Es gibt bessere Wege, die setzen allerdings PHP voraus. Bisher hatte ich keine Probleme, weshalb das erst einmal so bleibt.

Motte geht es soweit ganz gut. Er wäre zwar lieber so wie Oskar das ganze Jahr über draußen, uns wurde aber davon abgeraten. Sein Bein ist zwar stabil, aber nicht so zusammengewachsen wie es sollte. Ich glaube aber, so unzufrieden ist er gar nicht. Er liegt gerade neben mir, auf dem Rücken, und streckt alle Viere von sich. :)

Alles Gute nach Sachsen, habt eine schöne Zeit.
Daniel

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