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26.04.2024
Vasektomie gut überstanden

Gestern morgen war es soweit, ich habe den Eingriff in der Hunsrück Klinik an mir durchführen lassen. Dazu werde ich einige Dinge erzählen. Die Menschen war sehr nett, der Eingriff unspektakulär und schnell überstanden. Ich kann den Schritt nur jedem Mann empfehlen, dazu aber später mehr.

Ich meldete mich wie vereinbart im Schwesternzimmer. Meine Frau fuhr und begleitete mich auf mein Zimmer. Dort wartete schon ein weiterer junger Mann. B. ist 36 Jahre alt, nach eigener Aussage hat er eine harte Schale und einen weichen Kern. Wir kamen gleich gut ins Gespräch, hatten viele Themen. Auf seine Gedanken zur OP erwiderte ich nur, dass wir nicht die ersten wären, die auf einem OP-Tisch liegen bleiben würden. Worauf der dann meine Frau ansah und fragte:“Ist der immer so?” :) Meine Frau musste lachen und meinte nur, “der” ist wirklich immer so.

Das Eis war also gebrochen. Wir mussten uns gleich ausziehen und ins Bett legen. Wir unterhielten uns noch etwa 40 Minuten, ehe B. abgeholt wurde. Danach verging noch eine Stunde, ehe ich an der Reihe sein sollte. Meine Frau und ich vertrieben uns die Zeit im Gespräch. Sie war nervös. Ernsthaft, ich war es kein Stück. Wirklich nicht. Weil ich seit Donnerstag um 16 Uhr nichts mehr gegessen hatte spürte ich, wie meine Hände langsam kalt wurden, mehr aber nicht. Meine Magen knurrte ein wenig und ich wäre sogar beinahe eingeschlafen, so entspannt war ich.

Als die Schwestern kamen um mich zu holen sollte ich noch eine Salzlösung trinken, weil ich es ja angeblich im Magen hätte. Das stimmt nicht, getrunken habe ich es trotzdem. Ich verabschiedete mich von meiner Frau, die sich die Zeit mit einem Ausflug in nahegelegene Geschäfte vertrieb.

So ganz nebenbei. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber trotzdem kam mir in den Sinn dass im Krankenhaus auch “nur Menschen” arbeiten. Sie sind alle unterschiedlich und bringen mit ihrem Beitrag auch eine ganz persönliche Note ein.

Als ich mit dem Bett in den Fahrstuhl geparkt wurde bedankte sich eine der Schwestern bei mir. Man würde es gut finden, weil der Eingriff bei Frauen doch ein viel größerer und auch risikoreicher sei. Das hielt ich für eine sehr nette Geste, auch wenn sie nicht nötig gewesen wäre. Ich argumentierte wohl recht dümmlich damit, dass Männer aus den genannten Gründen gerne die Verantwortung übernehmen könnten. Dümmlich deshalb, weil wir in “modernen Zeiten” leben. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Vor allen Dingen, weil man die Entscheidung beim Mann wieder rückgängig machen kann, was sich dann Refertilisierung nennt.

Im Nebenraum angekommen, musste ich aus dem Bett auf den OP-Tisch umsteigen. Ich wäre fast hinten über gefallen, so groß bin ich. Oder war der Tisch so klein? Noch etwas Gespräch, ehe ich in den wirklichen Saal gefahren wurde. Die Schwestern stellten sich nach und nach vor und drohten, ich dürfe den Saal nicht verlassen, würde ich mir die Namen nicht merken können. U., B. und N. sind ihre Namen. Das ist schon eine Leistung, denn ich kann mir Namen nicht gut merken.

Ich wurde am OP-Tisch fixiert, was wegen der Narkose Sinn macht. Als B. mir einen Zugang legen wollte meinte ich nur, dass man mir schon nachgesagt habe, ich hätte Adern wie Wasserrohre. Sie erklärte mir, dass das vor einer OP meistens nicht der Fall ist. Weil die Patienten schon am Abend zuvor nicht mehr Essen und Trinken dürfen, würde der Druck in den Adern sinken, was es schwer machen würde sie zu finden. Das war dann auch so, an der rechten Hand fanden sie keine Ader, aber dann an der Linken.

Die Atmosphäre im OP-Saal war sehr freundlich und überhaupt nicht unangenehm. Als die Narkoseschwester mich fragte, ob ich die Narkose schon spüre war ich überrascht. Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass es schon los ginge. Ich spürte noch nichts. Wenige Sekunden später dann bemerkte ich aber, wie der Kreislauf begann schlapp zu machen. Die Schwestern reden die ganze Zeit mit dem Patient, um ihn zu beruhigen. Ich antwortete, dass ich ganz entspannt sei. Ich habe volles Vertrauen in sie, worauf sie meinten dass es für sie ein Routineeingriff sei. Wenige Sekunden später war ich weg.

Ich wachte im Zimmer wieder auf. Ich glaube, das Bett stand schon an seinem Platz. B. war auch da und begann gleich zu reden. Ich wurde nur langsam wach. Als erstes spürte ich meinen schmerzenden Rücken. Der macht mir sowieso immer Probleme und beschwerte sich lautstark über die Art, wie man mich gelagert hatte. Von der OP selbst spürte ich nichts.

Als ich nach fünf Minuten richtig wach war schrieb ich meiner Frau. Dann rief ich meine Schwiegermutter an, weil ich wusste dass sie sich Sorgen machen würde. Dann erzählte ich B. dass ich meine Schwiegermutter informierte, nicht aber meine Mutter. Die weiß von nichts. So sprachen wir noch über vieles. Über seinen Vater, seine Familie und die Arbeit. Wir hatten gleich einen guten Draht. Dabei beließ ich es aber auch. Ich glaube wir hätten Nummern getauscht, wenn ich danach gefragt hätte. Wer mich kennt weiß aber, ich gehe meine Wege alleine. Er war ein netter und kluger Mann und eine positive Erfahrung, unsere Wege trennten sich letztendlich aber.

Wir warteten noch eine gute Stunde auf den Urologen, der uns operiert hatte. Wir mussten beide noch einmal die Hose runter lassen. Er hat sich kurz alles angeschaut und uns einiges erzählt. “Benutzen Sie Ihren Penis in den nächsten vierzehn Tagen bitte nur zum pinkeln!”, hat er uns als Rat mitgegeben. Das war es dann auch.

Wir sind heim gefahren, ich habe noch etwas gegessen und den Rest des Tages trotz Tatendrang im Bett verbracht und sehr früh geschlafen. Heute Nacht wurde ich um zwei Uhr wach. Darauf habe ich Goodfellas geschaut, bis dann meine Familie aufstand. Meine Tochter fragte mich wie es mir gehe, setzte sich dann zu mir um für ihr Herz ein paar Einheiten Liebe abzuholen.

Jetzt zu den Fakten Männer. So eine OP ist echt kein Ding und ich kann euch nur empfehlen, lasst es machen. Ich habe gestern gleich zwei Becher für Spermaproben mitbekommen. Die erste soll ich in etwa sechs Wochen abgeben, die zweite wieder etwa sechs Wochen später. Wenn in beiden Proben keine Spermien nachgewiesen werden gilt man als steril. Klingt komisch, soll aber so sein. Die Probe könnt ihr am Abend zuvor und gerne auch gemeinsam mit eurer Frau gewinnen. Niemand wird in der Praxis in engen Räumen zum Handbetrieb gezwungen.

Ehe ich heute morgen duschen gegangen bin habe ich die beiden Pflaster gelöst. Der Hodensack ist leicht geschwollen, das tut aber nicht weh. Mann kann schön auf beiden Seiten leicht unterhalb vom Penis die beiden Stellen sehen, an denen der Eingriff stattgefunden hat. An den Pflastern selbst war ein wenig Blut, was ok ist. Die Nähte sehen gut aus und zwicken nicht. Man darf am Folgetag duschen gehen. Das Shampoo hat im ersten Moment ein wenig gebrannt, das übersteht ihr aber. Danach liegt es an euch, ob ihr neue Pflaster aufkleben wollt. Ihr müsst es nicht. Tupft die Nähte nur sanft ab.

Gestern war ich fertig. Heute geht es schon wieder. Mit jeder Mütze Schlaf die ich mir genehmige spüre ich, wie ich wieder zu Kräften komme. Was Schmerzen angeht, das wird individuell sein. Ich habe mit einigen Männern über den Eingriff gesprochen und ich weiß nur von einem, der Schmerzen hatte. Ich kann die Aussagen einiger und auch der Ärzte nur bestätigen; es fühlt sich an, als habe man zu enge Hosenträger an. Das Gefühl kann auf beiden Seiten auftreten, bei mir ist es die Linke. Es ist ein leichtes Ziehen, mehr nicht. Keine Schmerzen, nur ein leicht unangenehmes Gefühl. Gestern hat es mir ein wenig in den Magen gezogen, das ist vorbei. Man sollte es in den ersten Tagen tatsächlich ruhig angehen lassen. Ich trage nichts schweres und ruhe mich immer wieder aus. Der Arzt meinte, dass der Penis sich blau färben kann. Das Gewebe wäre dort anders und würde daher das Blut gut aufnehmen. Davon ist nichts zu sehen. Bis auf die leichte Schwellung des Hodensack ist alles wie immer.

Wie B. gestern so treffend festgestellt hat: Wenn man diesen Schritt geht kommen auf einmal viele andere hinzu, die es auch gemacht haben. Vielleicht ist es ein Tabuthema, ich habe jedenfalls kein Problem damit, darüber zu sprechen.

Übernehmt Verantwortung, zahlt einmal 700€, ihr werdet es nicht bereuen. Verhütungsmittel auf hormoneller Basis für Frauen sind in meinen Augen Gift und viele vertragen sie auch nicht. Sex mit Kondomen macht keinen Spaß. B. hat mir erzählt wie seine Frau meinte, dass er sich auf hemmungslosen Sex freuen könne. Ich bin froh, wenn meine Frau und ich es auch endlich wieder krachen lassen können. Wir können uns dann wieder richtig spüren, dass alleine ist den Eingriff schon wert.

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