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21.03.2024
Endlich volljährig
Heute war der Tag, du mein Sohn, bist (endlich) volljährig geworden. Achtzehn Jahre. Das ist eine lange Zeit, verbunden mit vielen Erinnerungen. Der erste Schrei, das erste Mal wickeln. Der erste Kontakt zu einer Katze, unserer Katze. Mopsi kam neugierig und vorsichtig an dein Bett um dieses kleine neue Leben zu begutachten. Damals wäre niemals jemand auf den Gedanken gekommen, dass du ein solcher Katzenmagnet wirst.
Als etwas Zeit vergangen war ging ich viel mit dir spazieren. Nach dem Mittagessen band ich dich mir vor die Brust und ging einfach nur raus. Später dann, als du laufen konntest, liefen wir nebeneinander. Oft Hand in Hand. Einmal flog ein Flugzeug in großer Höhe über uns hinweg. Du hast fasziniert die Hand in die Luft gehoben und gesagt: “Horsch!” Mit deinen dicken Backen und deiner lieblichen Stimme für die wir dich hätten fressen können.
Ich kann mich an meinen achtzehnten Geburtstag nicht erinnern, aber ich werde mich an deinen erinnern. Du wirst dich hoffentlich erinnern. An einen schönen Tag. An viele Besucher, gutes Essen. An das Fotobuch, welches wir extra angefertigt haben, welches du für gut befunden und an dem du dich sichtlich gefreut hast. Wir haben auch lange daran gearbeitet und sind so manches Mal innerlich zerflossen bei den schönen Bildern, die ein heranwachsender Mensch im Alltag eben so produziert.
Wir haben leider auch erfahren müssen, dass einer deiner ehemaligen Klassenkameraden an Krebs gestorben ist. Sein Name war Ben, er wurde nicht volljährig. Wir konnten Ben nicht leiden, und Ben konnte dich nicht leiden. Sein Tod nimmt uns mit. In Gedanken sind wir bei den Eltern, die nun kein Fotobuch verschenken und sich gemeinsam daran erfreuen können. Es ist schlimm. Es ist grausame Realität, wir alle haben unsere Zeit. Die müssen wir nutzen.
Du hast den Führerschein in der Tasche, deinen Lehrvertrag unterschrieben. Du hast sogar so tolle Kollegen, dass deine zukünftige Chefin dir heute per E-Mail gratuliert und ein anderer Kollege angerufen hat. Deine Klassenlehrer hingegen nahmen es damit nicht so genau. Solange wir unter der Sonne leben gibt es Licht und Schatten. Wir müssen uns nur entscheiden, worin wir gedenken zu leben.
Wir wünschen dir, unserem oft nervigen aber immer geliebten Sohn und Bruder, alles erdenklich Gute. Du bist jetzt “groß”, auch wenn du noch lange nicht selbstständig bist. Das musst du auch noch nicht. Setze wieder einen Fuß vor den anderen. Genauso wie damals, als du noch klein und knuffig warst. Denk an den Text, den wir dir in dein Fotobuch ganz zum Schluß geschrieben haben.
Du warst noch nicht geboren, da träumten wir schon von dir. Wir waren noch so jung, und du alles für uns. Von Anfang an haben wir dir nur das Beste gewünscht, und waren gerade deswegen oft zu streng zu dir.
Die raue Welt hat deine zarte Seele oft verletzt. Viele haben nicht gesehen, wie gut du es gemeint und wie sehr du dich bemüht hast. Als Eltern mitnichten perfekt, haben wir als Menschen nie aufgehört dich zu lieben.
Wir schauen mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die letzten 18 Jahre zurück. Mit einem Lachen für all die schönen Momente, die du uns geschenkt hast. Mit einem Weinen, weil die Zeit so schnell vergeht.
Wir wünschen dir, heute wie damals, Glück auf all deinen Wegen. Es wird sich alles fügen, solange du an dich glaubst und die Flamme in deinem Herzen nie erlicht. Sei mutig und stark. Hab keine Angst schwach zu sein. Steh zu dir selbst und deinen Fehlern, sie machen dich aus. Zeig der Welt deine Farben und mach sie reich mit deinem Lachen.
Denk immer daran: Sei du selbst. Der Weg liegt dir zu Füßen!
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