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10.03.2024
Zu Besuch bei einem Bekannten

Vergangenen Sonntag saß ich um die Mittagszeit im Garten, mit der Kamera in der Hand. Ein lebenslanger Freund meiner Schwiegermutter sah mich beim vorbeifahren. Er kam zu mir, wir sprachen über verschiedene Dinge.

Dabei erzählte er mir, dass sein Sohn ihm eine Digitalkamera gekauft habe, mit der er nicht so gut klar käme. Ob ich ihm das ein oder andere erklären könnte. Ich versprach ihm, im Laufe der Woche vorbeizukommen. Bei einem Kaffee könnten wir manches bereden. Donnerstagnachmittag hatte ich Zeit. Er wohnt Luftlinie höchstens 500 Meter entfernt, also machte ich mich auf den Weg.

Als ich ankam war er gerade damit beschäftigt, ein paar Pflanzkübel mit Beton auszufüllen. Der Mann ist gelernter Maurer. Da er noch Material zu verschaffen hatte wurde diese Arbeit erst fertig gemacht. Ich ging ihm dabei ein wenig zur Hand, scheppte den letzten Pflanzkübel voll, schaute mir den Ast von seinem Kirschbaum an, den ich abschneiden soll.

Als das erledigt war wurde ich durch das gesamte Haus geführt. Angefangen im Keller, den er wirklich toll eingerichtet hat und der an sich keine Wünsche offen lässt. Bis ins Dachgeschoss, wo noch Möbel aus den 80zigern stehen. Er und seine Frau hatten sich sehr schön eingerichtet. Seit ihrem Tod lebt er dort alleine.

Mir gefällt weniger wenn Menschen ihren Lebensraum so ausrichten, als solle er Besucher beeindrucken. Ich mag Kreativität, nichts Steriles. Viel aus wenigem machen und den Dingen gerne ansehen lassen, dass sie in mancher Hinsicht vielleicht nicht perfekt sind, aber Leben in sich haben. Dafür hat er ein Händchen.

Als ich das Haus, seinen tollen Balkon und den Blick in den Garten genossen hatte, setzten wir uns in die Küche. Dort gab es dann den ersten Kaffee. Er zeigte mir seine neue gebrauchte Digitalkamera, eine Canon EOS 550D. Sie hat wie meine ein 18-135mm Objektiv montiert, allerdings den Vorgänger. Ich habe ihm die Oberfläche auf Deutsch eingestellt, ein paar Tricks und Kniffe gezeigt, die Karte formatiert. Er hat mich fotografiert. Zweifelsohne um allen den netten jungen Mann zu zeigen, der ihm so unter die Arme greift.

Der Mann ist zweiundsiebzig Jahre alt. Ich habe aber schnell gemerkt, dass wir beide in vielem auf einer Wellenlänge funken. Ganz besonders habe ich das an den Fotos gesehen, die er mit seiner alten, analogen Minolta gemacht hat. Die hat er von seinen Kindern zum sechzigsten Geburtstag geschenkt bekommen. Diese sei ihm am liebsten, nur leider scheint es ein paar Probleme zu geben.

Für gewöhnlich hasse ich es, mir Fotosammlungen anzuschauen. Die sind meist langweilig, zeigen verstorbene Verwandte, sind vergilbt oder unscharf und unterbelichtet. Er fotografiert am liebsten, wie ich auch, Insekten und Tiere im Allgemeinen. Er hat von seinem Fenster aus einen Fasan abgelichtet, Gimpel, Stare, Kernbeißer und Eichelhäher. Er hat Nahaufnahmen von Nachtfaltern gemacht, Feldhasen, Sumpf- und Kohlmeisen.

Ich versprach ihm gerne wieder vorbeizukommen. Im Sommer wollen wir auf seinem Balkon gemeinsam grillen, gemeinsam auf die Jagd gehen um schöne Bilder von was auch immer zu machen. Als ich am Freitag bei meiner Schwiegermutter vorbeischaute hat sie erzählt, wie sehr er sich über meinen Besuch gefreut habe. Er hofft auf einen weiteren.

Ich habe damit kein Problem, solange dabei für mich nur genügend Kaffee und ab und an mal ein Schwenkbraten abfällt.

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