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02.02.2024
Ich demonstriere nicht gegen Rechts

Heute findet in Simmern in der Hunsrückhalle eine Veranstaltung der AFD statt. Alice Weidel wird dort zu Gast sein und es wird eine große Demonstration erwartet. Meine Kinder haben schon bei Bekanntgabe dieser Nachricht gesagt, dass sie dort hingehen werden um zu demonstrieren. Die Gesichter wurden lang als ich verkündete, dass ich meine Zeit nicht opfern werde um daran teilzunehmen.

Ich glaube einfach nicht, dass meine Anwesenheit den Unterschied macht. Vielmehr denke ich, dass die AFD Leute durch Gegenwind nur noch bestärkt werden. Es ist wie immer. Wirst du kritisiert, wende dich deinen Fürsprechern zu.

Im übrigen handelt es sich dabei um kein Merkmal das alleine typisch für die AFD wäre. Ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit gehabt, an großen oder kleinen Demos teilzunehmen. Die Veranstalter rechnen damit. Sie sind froh um die Aufmerksamkeit, sie nutzen diese für sich. Oder sie belächeln die kleinen Idioten, die dort schön aufgereiht stehen und pfeifen während drinnen die Hände geschüttelt werden.

Natürlich ist es wichtig ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Natürlich ist es falsch zu denken, das wird sich schon irgendwie regeln. Wir müssen alle gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft arbeiten. Ich denke aber, eine Demo ist der schlechteste Ort dazu.

Zum einen lebt der Hass im Alltag. Da gibt es viele Ansätze um etwas zu bewirken, jeder auf seine ganz eigene Weise. Eine Demo geht vorbei. Bestenfalls wird kurz darüber gesprochen, aber beim nächsten Gang zur Wahl ist diese Wirkung längst wieder verpufft. Im Alltag kann man durch große und kleine Gesten einen Wandel vorantreiben.

Aber da hat man keine Zeit, keine Lust, fühlt sich nicht angesprochen oder man hat einfach Angst, weil man nicht anonym in der Menge verschwindet. Wen glauben wir eigentlich durch Demos umzustimmen? Wir schaffen es doch meist im Alltag nicht.

Durch die Demonstrationen passieren zwei Dinge. Die aktuelle Regierung fühlt sich auf ihre Weise bestätigt und die eigene Politik legitimiert. Protest wird genutzt um die Wogen zu glätten. Schließlich stehen wir ja alle Gemeinsam da gegen Rechts und so schmiegen sie das Volk an sich. Man ist sich schließlich trotz aller Differenzen doch so nah.

Zweitens, ich habe es schon erwähnt, fühlen sich die Rechten bestärkt. Wir bekommen Aufmerksamkeit, das ist Teil unseres Kampfs für Deutschland. Beide Seiten sehen die jeweilig andere im Unrecht. Das sind die Rechten Idioten, das sind die Linken Idioten.

Es gibt für Politik und Gesellschaft keine einfachen Antworten. Trotzdem kann es nicht so weiter gehen wie bisher und die Ampelregierung würde gut daran tun sichtbar in die Puschen zu kommen. Aber eigentlich ist die Ampelregierung nur derjenige, der jetzt halt Haue bekommt. Der Frust ist ja nicht erst da, seitdem die an der Macht sind. Erinnert sich eigentlich noch wer, wie Wahlen funktionieren und warum diese Regierung so zusammen gekommen ist? Erwarten wir, dass der demokratische Prozess uns jemals alle gemeinsam zufrieden machen wird? Ist Demokratie nicht immer ein Kompromiss?

Die Bürger würden gut tun daran, sich mal an die eigene Stirn zu fassen und nicht jeden Tag die gleiche Scheiße aufs Neue zu predigen. Bürger sind nicht selten nichts anderes als dumme Schafe die den ganzen Tag nichts lieber tun, als gegen alles und jeden zu hetzen. Und das, ohne den geringsten Einsatz zu zeigen. Meckern, ja. Die Hände aufhalten, ja. Was für die Gesellschaft tun? Am Wochenende ein paar Stunden für einen Verein opfern? Parteimitglied werden? Auf der Arbeit fair zu Kollegen sein? Bitte gehen Sie weiter!

Ich demonstriere nicht gegen Rechts. Ich trage nach wie vor mein FCKAFD Shirt offen zur Schau und kritisiere offen meinen Schwager, wenn der mal wieder Scheiße erzählt. Den zähle ich nämlich als potentiellen Wähler. Ansonsten gebe ich mein Bestes jeden Fair zu behandeln und mich weltoffen zu zeigen. Einen großen Teil habe ich getan, als ich meiner Schwiegermutter zur Zeit der großen Flüchtlingswelle am Mittagstisch widersprochen habe, als diese verkündete dass diese alle nur kommen würden um sich die Taschen voll zu machen. Ich sehe die Denke meiner Kinder und merke, sie haben das bewusst wahrgenommen und ich habe mit guten Argumenten in eine gute Richtung gewiesen.

Auf alles andere habe ich genauso wenig Einfluss wie darauf, ob ich morgen früh wieder wach werde. Worauf ich zählen kann ist dass es, solange es Menschen gibt, auch immer Konflikte und Tendenzen in alle denkbaren politischen Richtungen gehen wird. Sie werden mich und meine Lebensweise immer wieder beeinflussen und auch die Denke der Menschen. Es wird immer welche geben, die allem Dumm hinterherlaufen. Und hinter den Kulissen stehen dann die richtig schmierigen Arschlöcher. Nämlich jene, die die ganze Aufregung zu ihren Zwecken nutzen. Man muss die Massen nur in die richtige Richtung treiben.

Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Machen wir das Beste daraus.

P.S.: Mir ist schon klar dass ich selbst (etwas) demonstriere. Nämlich eine Haltung. An der Stelle bitte keine Haarspalterei.

Fremdquelle:

afd-rhein-hunsrueck.de · Alice Weidel in Simmern

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