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21.01.2024
Starke Rechte = Schwächelnde Demokratie?
Die Entwicklung zu mehr Rechten Gedankengut in allen Schichten der Gesellschaft ist keine Neue in Deutschland. So richtig weg waren die Nazis schließlich nie, wie wir längst wissen. Es rumort in der Gesellschaft, aber ist das nicht auch ein Stück weit normal?
In einer Demokratie ist es doch quasi Teil des Konzepts, die Gedanken in alle Richtungen offen zu halten. Das ist doch genau ihre Stärke. Und sind nicht gerade wir, mit unserer weltoffenen Haltung und unserem nach außen getragenen Verantwortungsbewusstsein, besonders anfällig für innere Zerrissenheit und Hass? Ich meine, wo wir doch alle so unterschiedlich sind und jeder die Möglichkeit hat seine Meinung zu sagen ist es doch ganz klar, dass sich mit der Zeit starke Meinungen und vermeintlich einfache Lösungen für ein kompliziertes Konstrukt durchzusetzen versuchen. In unserer vernetzten Welt ist es immerhin sehr einfach, Menschen gleicher Meinung für sich zu gewinnen.
Damit will ich in keinem Fall sagen, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Wir alle haben aus unseren ganz eigenen Geschichten eine genaue Vorstellung, was Hass anrichten kann. Das ist etwas, was wir nicht wollen können und wogegen wir strikt angehen müssen. Nur leider lässt sich da mit Verboten und schönen Reden nichts machen. Wir müssen uns positionieren. Unsere Geschichte zeigt, wir haben Tendenzen zum Guten wie zum Schlechten und pendeln zwischen beiden Seiten hin und her. Dabei ist nicht immer ganz klar was wirklich Gut und Schlecht ist. Die Vorstellungen vermischen sich. Des einen Freud ist des anderen Leid und so weiter.
Nur, irgendwo müssen wir schließlich ansetzen. Als moderne Gesellschaft brauchen wir eine Vorstellung von der Richtung, in die wir gehen wollen. Wir dürfen keine leichtfertigen Entscheidungen treffen, da sie Auswirkungen haben die sich oft erst im Nachhinein zeigen. Und genau das erleben wir meiner Meinung gerade wieder sehr intensiv. Ich glaube, eins unserer großen Probleme ist gerade unsere Wertevorstellung. Die scheint uns nämlich abhanden gekommen zu sein. Oder anders gesagt, wir glauben nicht mehr daran. Unsere Annahmen haben sich in vielerlei Hinsicht nicht bestätigt.
Deshalb sind nicht unbedingt die Rechten Hetzer das Problem. Das Problem ist eher, dass wir keine passenden Antworten darauf zu haben scheinen. Unser großes Problem ist die Konfrontation mit der Realität. Wir sehen an vielen Stellen einen Mangel, an anderen schieren Überfluss. Wir erleben eine ungerechte Verteilung wenn die Alten zur Tafel gehen müssen, während die Jungen nicht einmal mehr richtig Deutsch sprechen, geschweige denn rechnen können und auch nicht unbedingt hart arbeiten wollen.
Werte werden im Internet gemacht. Von Influencern, von Firmen, von Produktmachern. Wir sehen eine Jugend, die sich nicht an den selben Werten orientieren, die wir einst für erhaltenswert hielten. Wir verstehen uns untereinander nicht mehr, auch wenn wir die gleiche Sprache sprechen. Ältere sehen die Jugend oftmals als Konsumenten und als solche abhängig von denen, die nur an noch mehr Profit interessiert sind. Sie erschaffen selbst nichts mehr. Sie müssen es auch nicht, denn vieles ist schon vorhanden. Oftmals in Form von Abo-Paketen. Die Spielsucht kehrt ins Kinderzimmer genauso ein, wie Youtuber die Hass predigen. Welcher Mehrwert soll daraus für die Gesellschaft entstehen? Kann man der Jugend einen Vorwurf machen?
Wie sollen sie lernen, wie Gesellschaft wirklich funktioniert? Was ist dieses Wirklich überhaupt? Wer soll es einem beibringen? Die Schule? Diese schafft es meist nicht einmal, dass Kinder in ordentlich ausgestatteten Klassenzimmern unterrichtet werden. Kinder lernen, dass sie Dinge oft besser können als Lehrer. Zumindest was das Digitale betrifft. Kinder lernen, dass sie Dinge lernen sollen die keins ihrer Vorbilder, wenn sie welche haben, im Leben jemals braucht. Kinder lernen ebenso, dass sie auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen von Lehrern angewiesen sind. Wenn sie dich nicht mögen spielt es keine Rolle wie gut du bist, es wird nie gut genug sein. Also wächst du schon mit der Vorstellung einer ungerechten Welt auf. Du lernst, dass dir jemand dein Leben kaputt machen kann. Du wirst zu etwas Anderem gemacht während die anderen sich stumpfer Gleichschaltung ergeben. Der erste Hass ist gesät.
Sollen sie es von den Eltern lernen? Die kämpfen doch selbst ums überleben. Sie müssen arbeiten, Kredite bezahlen, die Figur in Schuss halten, den besten Sex und den teuersten Urlaub haben. Eltern sind auch nur Menschen, sie haben ihre eigenen Krisen. Sie versuchen es, aber nicht immer läuft es gut. Und selbst dann ist es noch schwer genug. Ich habe heute noch eine Mutter beobachtet die es offenbar für normal hält, dass ihr Kind sich stumpfsinnige Videos auf dem Handy anschaut. Was soll daraus wachsen? Wie sollen diese Kinder lernen miteinander zu agieren, wenn sie es doch gewohnt sind, nur zuzuschauen?
Der Generationshass ist sehr stark, finde ich. Junge Menschen haben es schon oft nicht leicht. Ich beobachte das auch an mir, am Umgang mit meinen eigenen Kindern. Die Jugend spricht es laut und deutlich aus: “Ihr klaut uns unsere Zukunft!” Oder auch:“Gestern waren wir noch klein und unmündig, heute sollen wir 20 Jahre Berufserfahrung haben und möglichst mit einem Hungerlohn nach Hause gehen!”
Ganz ehrlich; wer will denn in so einer Welt leben? Viele Probleme in unserer Gesellschaft sind hausgemacht. Oft basieren sie auf Geld. Auf einer falschen Wertevorstellung. Wir scheitern an uns selbst.
Klar haben wir in Deutschland auch Probleme mit Ausländern und solchen, die vielleicht die Deutsche Staatsbürgerschaft haben, sich aber nicht mit Deutschland identifizieren. Sie leben wie die Maden im Speck, nutzen das System aus und leben ganz offen eine Wertevorstellung die uns als Deutschen/Europäern/Christen fremd ist. Das ist ein Problem dass wir trotz, oder gerade mit Hinblick auf unsere Vergangenheit, angehen müssen. Wir müssen klar definieren, was wir wollen und wer inwiefern davon profitieren darf. Es muss ganz klar sein, dass Wohlstand keine Selbstverständlichkeit ist.
Schaut dann bitte aber auch auf diejenigen, die auf einen langen Deutschen Stammbaum zurückblicken können und trotzdem schmarotzen. Die gibt es nämlich auch. Fasst euch an die eigene Nase, und zwar bevor ihr andere verurteilt. Würdet ihr es nicht genauso tun? Inwiefern unterscheidet ihr euch eigentlich von denen? Machen wir es uns alle mit unseren Forderungen zu leicht? Setzen wir an der richtigen Stelle an? Welches Problem lösen wir zuerst, ehe wir das andere angehen? Was sind Werte? Wie sehr werden diese von zukünftigen Entwicklungen beeinflusst? Sind Wertvorstellungen überhaupt das richtige Mittel, wenn sie sich doch immer an dem orientieren, was gerade als Richtig gilt?
Ich sehe uns als Menschheit in einer stetigen Phase der Transformation. Wir, die wir gerade leben, skizzieren lediglich einen weiteren Übergang in eine neue Zeit. Den Kampf zwischen dem Alten und dem Neuen hat es schon immer gegeben. Reibungen gab es deshalb schon immer, nur ändern sich die Mittel. Die Frage ist wie wir damit umgehen.
Darüber müssen wir reden. Wir müssen uns einig sein in unserer Uneinigkeit und uns zusammenraufen. Wir müssen verstehen, dass wir alle nur gemeinsam weiterkommen. Wir müssen uns ehrlich machen.
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