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16.10.2023
Hulzkarambäster
Eigentlich dachte ich, ich sei für dieses Jahr fertig mit Holz machen. In Wahrheit ist Eigentlich eine schöne Umschreiben dafür, dass man sich nicht ganz sicher ist. Es könnte ja noch was kommen. Und es kam auch noch was.
Nämlich Post von der Verbandsgemeinde, am vergangenen Samstag. In Form einer Rechnung, zahlbar in 14 Tagen ohne Abzug. 5,36 Meter Holz lägen noch im Wald, Fichte, Käferholz. Das kommt daher, dass ich vergangenes Jahr 15 Meter bestellt, aber nur 9 Meter irgendwas erhalten habe. Das fand ich nicht gut und ich machte mir Gedanken über weitere Bezugsquellen. Dennoch beließ ich es dabei, denn auf der Rechnung gab es auch einen Vermerk, dass aus Gründen die gelieferte Menge kleiner ausfallen könne als erwünscht.
Gut, wir machen also Holz. Schon wieder, zum dritten Mal in diesem Jahr. Am gestrigen Sonntag bin ich mit meinem Quasi-Schwager zu der vermuteten Stelle spazieren gegangen und wir fanden, dass es genau dort lag. Gut erreichbar, ein ordentlich ausgebauter Weg, gleich der erste Polter am Wegesrand. Gleich via WhatsApp, ich bin ja inzwischen echt froh dieses Teufelszeug auf meinem Gerät installiert zu haben, einen Kollegen informiert, dass er bitte seinen großen Zweiachser da abstellen soll. Das hat er auch getan, heute Nachmittag. Als ich dort ankam, mit dem Großen im Schlepptau, war er gerade dabei abzukoppeln.
Das war um kurz nach 16 Uhr, spätestens um 18 Uhr sollte Feierabend sein. Meines Wissens darf man nämlich nur bis 18 Uhr im Wald schneiden, außerdem wollte der Große unbedingt ins Volleyballtraining, weshalb wir echt Gas geben mussten die fünf Meter auf Länge zu schneiden.
Hätte ich nur zwanzig Minuten mehr Zeit gehabt, und wäre die Kette nicht stumpf weil ich einen Stein erwischt hatte, wir hätten es geschafft. Der Hänger war aber sowieso gut voll, also beschloss ich, die paar übrigen Stämme morgen zu schneiden, und mit meinem Anhänger Heim zu fahren.
Foto: Ein Stapel Fichtenholz an einen Baum angelehntZwischendurch habe ich mich schon sehr über die Arbeitsweise meines Jungen aufgeregt. Handwerkliches klappt bei ihm mal mehr, mal weniger gut. Er ist ohne Zweifel fleißig, aber man sieht ihm schon an dass seine Stärke im Kopf liegt, nicht in den Händen. Das ist auch in Ordnung so. Solche Situationen geben mir aber immer Anlass, mich über die derzeitig nächste Generation aufzuregen. Die ist sowieso immer an allem schuld. Sie sind es auch, diese Luftpumpen. Diese Handy-hackenden, Stöpsel im Ohr tragenden und zum Denken zu blöden Weicheier, die werden es nie zu was bringen. An uns sollten die sich ein Beispiel nehmen. An ganzen Männern, wie mir.
Ich mag etwas übertreiben, genaues weiß man nicht. Jedenfalls muss manch ein junger Mensch sich das Schaffen, das Ranklotzen bis nichts mehr geht erst noch angewöhnen. Als ich noch klein war, da habe ich schon einem Bauern geholfen den Kühen das Heu zu bringen. Auf einem Feld haben wir nach getaner Arbeit Bratkartoffeln zubereitet. Bei einem Freund meiner Mutter bin ich öfter mal im LKW mitgefahren und habe gesehen, wie große Kranteile auf den Auflieger geladen und gesichert wurden. Weggefahren haben wir die, irgendwo abgeladen. Und am Abend kamen wir Heim, ich war natürlich stolz wie Oskar. Es war für mich, und das ist jetzt kein Witz, selbstverständlich, dass meine Mutter uns nach einem langen Arbeitstag was zu essen auf den Tisch bringt. Vergessen die Tage, an denen ich nur am Comodore gesessen und irgendwelche Spielchen gespielt habe. Oder der eine Herbst, an dem meine Mutter ewig lange nerven musste, bis ich dann doch irgendwann abends im Dunkeln bei einer Schweinekälte und mit einem Eimer bewaffnet in den Garten gegangen bin, um endlich die Mohrrüben zu ernten. Wie ich es übrigens schon seit Tagen hätte tun sollen. Auch nicht zu beachten, die vielen Tage an denen ich eher am Rechner sitze oder fotografieren gehe anstatt... jedenfalls bin ich besser als die anderen! Huuust.
Ich werde den heutigen Tag als den Tag in Erinnerung behalten, an dem mein Sohn irgendwann gemault hat: Ich habe keinen Bock mehr!
Mit Sägespähnen in den Augen. Mit stumpfer Kettensäge, weil ja unbedingt in zwei Stunden fünf Meter auf den Hänger müssen. Mit dem Großen maulend, dass er mal Gas geben soll.
Mein Sohn wird den Tag vielleicht in Erinnerung behalten, ganz sicher bin ich mir da nicht. Aber wenn, tja, dann hoffe ich dass er irgendwann seinen Kindern davon erzählt. Dann kann er sich hinstellen und damit brüsten, wie er schon als junger Mann schaffen musste. Und danach ist der auch noch ins Volleyballtraining gefahren. Daran können sich die kleinen Kackbratzen dann ein Beispiel nehmen. Und wenn die kleinen Plagen dann was zu maulen haben, dann wird er sie streng ansehen und sagen: Könnt ihr froh sein, dass ihr nicht meinen Vater hattet. Ihr wisst gar nicht wie gut es euch geht.
Und ich würde den Kleinen Bescheid stoßen. Ich werde sie am Kragen packen, sie so böse anschauen wie ich nur irgendwie kann und ihnen sagen: Mag ja sein dass du bei Mama und Papa machen kannst was du willst. Bei mir gibt es das nicht. Wenn hier nicht gleich Ruhe ist gibts was auf die Zwölf!
Bevor mein Sohn ins Training gefahren ist, habe ich ihm noch ein Radler in die Hand gedrückt. Morgen machen wir den Rest, spalten alles und spätestens Ende der Woche kümmere ich mich um die Dinge, die ich für die kommenden Tage eingeplant hatte. Ich liebe meine Kinder und ich bin echt froh dass der Große mir anpackt, alleine würde ich manches nicht schaffen. Auch wenn ich ihm fünfmal zurufen muss dass ich das Holz auf den Hänger werfe. Der hört aber nichts, weil er seine Stöpsel im Ohr hat. Dann dreht er sich um, schaut mich an und sagt: Ich werfe mal eben schnell das Holz auf den Hänger!
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