Wer Karmapunkte sammelt darf auch frei über sie verfügen, und weil ich nicht gerne mit vollen Taschen rumlaufe sehe ich zu, dass ich die auch schnell wieder los werde.
Gestern hatte ich einen weiteren Termin mit Motte beim Tierarzt, dieses mal aber wieder bei unserer eigentlichen Hausärztin
. Sie ist uns einfach viel näher gelegen, eine zweite Meinung wollte ich mir außerdem einholen. Wir fuhren also gestern Nachmittag in Richtung Traben-Trarbach, als sich folgende Geschichte ereignete.
Wir befuhren gerade die Hauptstraße von Irmenach, als ich eine ältere Dame winkend am Straßenrand stehen sah, ich hielt an. Wäre es in Ordnung wenn Sie mich nach Traben-Trarbach mitnehmen würden?
, fragte sie mich. Ich bat sie hinten einzusteigen, denn neben mir saß natürlich Motte in seinem Korb, sie kam dem nach. Sie müssen keine Angst haben
, meinte sie sofort. Ich erwiderte mit einem Lächeln, dass ich mich sicher zu wehren wüsste. So ging die kurze Fahrt los, während der sie mir einiges erzählte.
Das sie aus Koblenz stamme zum Beispiel, dass sie ihr Leben lang als Krankenschwester gearbeitet und dann ihren Mann an der Mosel kennengelernt habe, welches der ausschlaggebende Grund gewesen sei hierher zu ziehen. Das ihr Mann an Parkinson erkrankt, vor einiger Zeit gestürzt sei. Sie wusste aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung, dass an Parkinson erkrankte Menschen leider des öfteren stürzen, dass eigentlich ein Herzleiden die Ursache war erfuhr sie erst später. Sie erzählte von der Last die sie zu tragen habe, immerhin ist sie nicht mehr die Jüngste und die ganze Situation ist echt nur schwer zu ertragen.
Ich setzte sie in der Nähe des Pflegeheims ab. Sie fragte mich was sie mir schuldig sei und war sehr dankbar als ich ablehnte. Sie erzählte mir dass sie für diese Strecke mit dem Taxi 30€ bezahlen müsste, was sich auf Dauer die wenigsten und wohl kaum der übliche Rentner leisten kann. Ich wünschte ihr zum Abschied viel Kraft diese Last weiter zu tragen, sie wünschte mir und meinen Angehörigen alles Glück. Wir sprachen noch von einigem anderen, dieser Teil genügt aber. Ich hatte also eine Menge Karmapunkte gesammelt, inklusive dem guten Gefühl der netten Dame einen Gefallen getan zu haben. Sie blieb noch einige Zeit in meinen Gedanken präsent. Wie sehr unser Weg miteinander verflochten ist, erfuhr ich erst später.
Bei der Tierärztin angekommen wurden wir beide gleich freundlich empfangen, wie immer. Da ich vor hatte wieder zu ihr zu wechseln, aber auch eine zweite Meinung und sie für eine Weiterbehandlung auf den neuesten Stand kommen wollte, fertigten wir eine weitere Röntgenaufnahme an. Das Ergebnis seht ihr hier:
Wie man sehen kann, hat sich der Bruch tatsächlich ein weiteres Mal verschlimmert. Der Cast ist schuld, wie ich es schon vermutet habe. Aber, die Ärztin sagt dass es kein Problem sei. Sie ist der selben Meinung wie wir, dass der Bruch dank Motte's jungen Alters gut verwachsen wird. Im Moment wächst er sowieso recht viel, leider ( ich hatte immer die Hoffnung er würde so klein und dick und süß bleiben - kann ich knicken! ), was man auch an dem Knuppel erkennen kann, der auf seinem Bein wächst. Das ist Knochen, das Bein heilt also. Das Bein wird schief bleiben, da beißt die Maus keinen Faden ab. Es gibt einfach keine Möglichkeiten um stark auf den Knochen einzuwirken, der Bruch ist sehr kompliziert. Im Alter wird er vermutlich Artrose bekommen, die Alternative wäre jetzt nur das Bein abzunehmen. Beides wollen wir nicht, weshalb er das Bein behalten darf. Sie teilt auch meine Einschätzung dass wir noch Glück hatten, es könnte schlimmer sein.
Dieses Wissen, die Tatsache dass wir wieder bei unserer Hausärztin sind und die Aussicht auf Heilung machen mir das Herz leichter. Ich bin zuversichtlich, hoffen wir dass es so bleibt. Sie meinte dass man sehr merke wie stark wir beide aufeinander geprägt seien, ich merkte wie ich ins Reden kam und auch die Gänsehaut als ich vom bisherigen Albtraum erzählte. Sie hat noch das Foto von dem Verschlag wohlwollend abgesegnet, der nächste Termin ist in knapp zwei Wochen. Bis dahin weiter wie gehabt, mit viel liegen aber auch vielen Streicheleinheiten.
Wie sehr Motte die immer vermisst zeigt sich wenn ich den Verschlag öffne. Es darf natürlich kein Platz zwischen uns sein, ich muss ihn ganz viel verschmusen und wenn sich unsere Blicke treffen ist alles klar. Ich liebe den kleinen Drecksack.
Als wir wieder ins Auto stiegen sendete ich gleich eine Sprachnachricht in die Familiengruppe, darin erzählte ich auch von der netten Dame die ich mitgenommen hatte. Meine Schwägerin kennt sie, aber wen kennt die nicht? Meine Frau antwortete mit einem lauten Lachen, sie nimmt die Dame nämlich schon seit einigen Wochen regelmäßig mit und kennt ihre Geschichte. Erst gestern morgen hat sie sie wieder mitgenommen, am Mittag war ich dann dran. So klein ist die Welt, meine Frau freut sich schon sie wieder zu sehen, damit sie ihr davon erzählen und ihr anbieten kann, sie öfter mitzunehmen, wenn die Zeiten passen.
Nach der tollen Erfahrung kommen wir jetzt zu der Vernichtung der gesammelten Karmapunkte.
Ich kann Menschen nicht leiden, die ihre Autos auf Bürgersteigen parken. Schon bei wenigen Zentimetern sticht mir das ins Auge, die Situation lässt es manchmal aber nicht anders zu. Der Bürgersteig gehört den Bürgern, Frauen mit Kinderwägen oder Rentnern und wem auch immer. Autos nehmen schon viel zu viel Platz ein, niemand sollte gezwungen sein auf die Straße auszuweichen, nur weil jemand sein scheiß Auto so parkt dass der Bürgersteig keinen Platz mehr bietet.
Das letzte Mal stand tatsächlich ein Auto komplett auf einem recht breiten Bürgersteig. Ich wusste wo ich den Besitzer erreichen konnte und bat ihn freundlich, mit den genannten Argumenten, den Weg zu räumen. Das hatte gegriffen, keine zwei Minuten später hörte ich einen startenden Motor und seitdem kam es nicht mehr vor. Es gibt aber auch Menschen, die lassen sich nicht belehren, werden sogar patzig.
Beim gestrigen Fall handelte es sich um eine Freundin meines Künstlernachbarn, eine Öko-Tante. Die sind mir immer die liebsten. Wollen allen anderen erzählen wie die Welt zu funktionieren hat, kümmern sich aber einen Dreck um Dinge außerhalb ihres Dunstkreises. Im Gegenteil, man reagiert einfach dumm. Was nach Verallgemeinerung oder der Diffamierung von Gruppen klingt gibt nur meine Erfahrungen wieder. Mit gekünsteltem Gesicht meinte sie nur Das nächste Mal lasse ich das Auto Zuhause und gehe zu Fuß durch den Wald!
Auf meinen Kommentar, dass sie doch eine starke Frau sei und sicher mit freundlicher Kritik umgehen könne, meinte sie nur Ich weine gleich!
So Leute braucht kein Mensch. Sie zu dass du anderen nicht im Weg stehst!
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