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15 Juni 2023 - Nix zu tun aber voll beschäftigt

Heute bin ich nicht einfach nur platt, ich bin richtiggehend am Arsch. Meine Ausdrucksweise sei mir verziehen, in Anbetracht meiner körperlichen Verfassung scheint mir diese Umschreibung aber am ehesten zu treffen.

Wie ich in der Vergangenheit bereits erwähnte, ist auch die Branche in welcher ich tätig bin, direkt von der schwächelnden Wirtschaft betroffen. Projekte werden gestrichen, es wird weniger gebaut, unsere Produkte sind weniger gefragt. Das ist erst einmal natürlich, so denke ich, weil es nicht immer nur bergauf gehen kann und aus Erfahrung auf eine Flaute eine Hochphase folgt, in der die schiere Anzahl an Aufträgen gar nicht bedient werden kann.

Bis es soweit ist machen sich viele Menschen zurecht Sorgen um ihre Arbeitsplätze, die damit verbundene eigene Wirtschaftskraft und schlicht die Zukunft. Soweit bin ich noch nicht, die Krise wirkt sich dennoch auf mich aus. In meiner Abteilung war heute nichts zu tun, gar nichts. Und weil ich einen Kollegen habe, der mir immer anpackt wenn ich meiner Arbeit nicht mehr Herr werde, habe ich heute meins getan um etwas zurück zu geben. Vermutlich hätte der Produktionsleiter mich sowieso irgendwann gefragt, ob ich nicht Willens sei für mein Geld auch Leistung zu bringen, ich war aber schneller und meldete mich freiwillig.

Unser Standort ist recht groß, der Hinterhof ist von vielen Bäumen und einem Lärmschutzwall umschlossen, letzterer muss alle paar Jahre mal gepflegt werden. Konkret bedeutet das freischneiden, alles was dort wächst dem Erdboden gleich machen und ein schönes einheitliches Bild schaffen. Und hier kommen wir an einen Punkt an dem ich profitieren kann. Es müssen nämlich einige Bäume gefällt und entsorgt werden, das darf aber nicht jeder. Und weil ich einen Schein und die Ausrüstung habe, bot ich mich kurzerhand an den Job zu übernehmen.

Morgen erbringe ich also den Nachweis über meine Schulung, meine Schnittschutzhose nehme ich auch mit. Wenn ich nicht durch meine eigentliche Arbeit gebunden werde, fälle ich dann während meiner Arbeitszeit Bäume die ich umsonst mitnehmen darf, mit einer Säge und dem Sprit der Firma. Egal welches Holz das sein wird, Pappel oder Kirsche oder was auch immer, das wird sich für mich lohnen. Auf jeden Fall nehme ich morgen den Hänger mit, in der Hoffnung dass der mittags gefüllt sein wird.

Eine rote Rose inmitten grüner Blätter. | hosentaschenblog.org

Nun aber zum einleitenden Satz dieses Beitrags, ich bin ziemlich fertig. Zum einen ist da die Hitze, die trotz der großen Belastung bei der Arbeit für meine Lungen eher ein Segen ist. Solange wir dieses herrlich trockene Hochdruckgebiet haben sind meine Lungenbeschwerden nämlich Geschichte, und ich kann mal wieder richtig ranklotzen. Zumindest eine Zeit lang. In den letzten Nächten habe ich zudem verdammt wenig geschlafen, ich habe aber den Eindruck dass ich diesen Mangel durch mein Schlaftherapiegerät echt gut wegstecke. Normalerweise könnte ich die Augen am Nachmittag nicht offen halten, in den letzten Wochen habe ich aber eine Energie und Lust entwickelt wie schon lange nicht mehr.

Zu guter Letzt bin ich heute aber auch, wie ein kleines Bergzieglein beinahe nur auf den Zehenspitzen balancierend und mit dem Freischneider verbunden, auf dem Lärmschutzwall herumgeklettert um die vielen Büsche und kleinen Bäume zu beseitigen. Die Arbeit macht mir Spaß, vor allen Dingen weil man mit jedem Schnitt ein wachsendes Ergebnis sieht. Was wir heute schon weg gemacht haben kann sich sehen lassen. Am meisten aber sieht man die schönen Bäume, die ich zu fällen gedenke.

Es ist also gar nicht schlimm mal eine andere, körperlich anstrengendere Arbeit zu übernehmen. Mein Asthma ist stabil, ich kann endlich wieder mal reinlangen und solange wir Arbeiten auf dem Gelände und an den Liegenschaften zu erledigen haben, sollte die Kurzarbeit zumindest auf Zeit abgewendet sein. Alles weitere wird sich zeigen, aufhalten kann ich es eh nicht.