Auf unsere Stühle, draußen vor der Tür, brennt eine unnachgiebige, von vielen seit langem erwartete Hitze, die mich persönlich eher in den kühlen Schatten verbannt.
Dafür sind sehr, sehr viele Vögel in und um unseren Garten herum unterwegs. Da ist zum einen natürlich das Blaumeisen-Paar, welches den ganzen Tag unablässig damit beschäftigt ist, Futter für den Nachwuchs heranzuschaffen. Gut dass es gerade in dieser Ecke viele Bäume und Büsche gibt, es dauert nicht lange und sie kommen erneut mit vollem Schnabel angeflogen. Von neuem beginnt das Gezwitscher in der Bruthöhle, wieder werden hungrige Mäuler gestopft, ehe es mit dem typischen Geräusch eines Flügelschlags weiter geht, der Hunger kennt keine Grenzen.
Aber auch Gartenrotschwänze, Sperlinge und natürlich die Elstern kommen oft vorbei. Die Elstern eher am Abend, dafür laut krächzend und die Kleinen vertreibend. Die Turmfalken ziehen ihre Kreise, fliegen in Richtung Felder. Ein schwarzer Schatten verschwindet, nur sichtbar für einen kurzen Augenblick, unter einem der Regentanks, anscheinend mit fiepender Gesellschaft im Maul. Eine Maus, der erste offizielle Jagderfolg dem wir ihm zugeschrieben hätten, wäre da nicht der Pittelkater erschienen um Erinnerung an vergangene lebendige Geschenke an den Kleinen zu erwecken.
Der gestrige Samstag begann um zehn vor acht. Ich träumte gerade noch von Drachen in der Ferne, von kleinen Abenteuern und Dingen aus dem Alltag, also einer bunten Mischung, als mich der harte Aufprall des Schlüssels meiner Frau weckte. Sie zog sich gerade die Hose hoch, der Schlüssel war aus der Tasche gefallen. Wie spät ist es?
.. Zehn vor acht!
Ach du Kacke, mein Kumpel und seine Frau kommen doch zum Frühstück! Die knapp zwanzig Minuten reichten aus, um den Tisch zu decken und den ersten Bohnensaft aufzubrühen ehe es klingelte. Es folgte ein gutes, ausgiebiges Frühstück, zersetzt mit viel Gespräch und Lachen.
Mein Kumpel hatte in der Nähe was zu erledigen, wir hatten abgemacht gemeinsam zu frühstücken und am Abend zu grillen. Dazwischen würden wir beide unsere Arbeiten erledigen, was wir dann auch taten. Ich habe sehr viel Holz geschnitten, die Garage im Anschluss ausgefegt, den Rasen gemäht, ein Regal fertig gebaut, viele verschiedene kleine Arbeiten erledigt und den Hänger entleert. Der Tag war sehr gut und ich habe alles erledigt was ich mir vorgenommen hatte. Am Abend gab es dann das erste richtige Grillfleisch für dieses Jahr, mit viel Salat und Bier. Wir saßen draußen, am Abend ist der Platz schattig und kühl, und blieben noch lange zusammen, ehe ich endlich duschen gehen und die Mühen des Tags abwaschen wollte.
Später am Abend, in der Nacht, kam mein Sohn mit dem Freund meiner Schwägerin nach Hause. Beide hatten das Spiel der Bayern verfolgt, beide waren stark angetrunken und richtig laut. Ich lag auf der Couch, war zur neuen Podcastfolge von Was tun Herr General? eingeschlafen und wurde wach durch laute, lallende Stimmen und immer wieder Schulterklopfen und Handschläge. Dieses typisch idiotisch männliche Verhalten das man anlegt, wenn man Mengen an Alkohol konsumiert. Auf einmal sind alle super dicke Freunde und liegen sich in den Armen, weinen und lachen je nach Stimmung und sorgen nicht nur bei sich selbst für nachhaltigen Eindruck. Ich habe das nie verstanden und auch nie zu schätzen gewusst, allerdings bin ich auch nicht so ein Arschloch dass ich die Menschen dafür verurteile.
Denn ein Arschloch muss ich sein, wurde mir erst gestern wieder von einem Nachbarn bestätigt. Die Art wie ich mit dem Großen umgehe sagt ihm sehr zu. Du bist ein Arschloch, aber du bist auch fair!
Sowas in der Art. Der Mann ist Alkoholiker, wenn man ihn recht versteht wurde er von seinem Vater eher geschlagen als ermutigt, Gewalt und Wut sind seitdem ein Teil seines Wesens. Ich habe ihm angeboten Papa zu mir zu sagen wenn es hilft, was zu lachen und dem typischen Faustgruß führte. Ich kann und will nicht behaupten ein toller Vater zu sein. Im Moment geht mir insbesondere mein Großer extrem auf die Nerven, was er auch gerne spüren darf. Unser Umgang ist geprägt von jugendlicher Aufmüpfigkeit, der Suche nach sich selbst und dem langsamen Abkapseln vom Nachwuchs. Nächstes Jahr ist er volljährig, noch helfen wir ihm aber die Tage dass er getragen wird sind definitiv vorbei. Es kommen auch wieder andere Zeiten, entspannter und zuversichtlicher. Das ist Teil des Jobs, bis auf ein paar Steine ist der Weg frei.
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