Als ich heute morgen meinen Sohn an der Tür verabschiedete sah ich, völlig unerwartet, eine Rose in seiner Hand.
Für wen die ist hat er mir nicht erzählt, meine Frau wusste bereits mehr. Ich finde das gut, soll er machen. Auch wenn ich weiß dass diese Entscheidung, einem Mädchen eine Rose zu schenken, nur zwei Möglichkeiten offen lässt. Nimmt sie diese an wird dieser Tag als der Schönste Tag im Leben eines jungen Mannes in die Geschichte eingehen. Der Himmel wird heller strahlen, die Engel werden singen und tanzen und im ganzen Land wird man ihrem Trompetenspiel, innig vereint in ewiger Liebe, lauschen. Zumindest für ihn und das auch nur für heute. Lehnt sie diese ab, oder bestärkt seine Hoffnungen nicht in der Art wie er sich das wünscht.. tja, dann sterben wir alle gemeinsam einen grausamen Tod. Blut wird vom Himmel regnen, die Engel werden weinen und sich vor Verzweiflung die Federn rupfen und aus dem Himmelreich zur Erde hin stürzen, wo sie verdammt sein werden als Emo's ein immer trauriges Dasein zu fristen. Warten wir es also ab. Ich bin ja nur froh dass er mal jemanden aus dem echten Leben nimmt, und nicht irgendeine irgendwo aus dem Internet. Ich darf ja auch nicht zu viel verraten, aber junge Menschen führen heutzutage über den Messenger Fernbeziehungen. Zum Glück bin ich unter der Haube, heutzutage Single zu sein ist der letzte Mist. Die ganzen Beziehungsgeschädigten, immer sabbernden und auf dem Sprung zum nächsten Megafick, mögen mich bitte verschonen und sich tief und nochmals tiefer in ihre Dating-Apps vergraben.
Und dann erzählt mir meine Frau noch eine schöne Geschichte, wie sie einer Dame half die weder Deutsch noch Englisch spricht. Sie suchte etwas, deutete mit ihren Fingern, versuchte meiner Frau klar zu machen was sie brauchte. Streukäse war es nicht. Meine Frau gab nicht auf, nahm sich die Zeit und überlegte bis sie das richtige fanden. Butter, die Dame suchte nach Butter. Beide waren froh einander auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen verstanden zu haben, und so ging man vorerst wieder getrennte Wege. Draußen auf dem Parkplatz sah man sich wieder, die Dame erklärte irgendwie dass sie noch einige Kilometer bis nach Hause habe, meine Frau verstand es so als nähme sie den Bus. Als meine Frau sich auf den Weg machte meinen Sohn von der Fahrschule abzuholen sah sie die Fremde wieder, schwere Taschen an einer stark befahrenen Straße entlang schleppend. Der Sohn wurde schnell abgeholt, als dieser verstaut war machte man sich ein zweites Mal daran der Dame zu helfen. Man lud sie auf und fuhr sie nach Bärenbach, was gute 5-6 Kilometer Fußmarsch bedeutet hätte. Die Frau bedankte sich, wollte meiner Frau wenigstens einen Joghurt schenken, wenn diese schon kein Geld annehmen würde. So sind wir aber nicht, wir helfen ohne Gegenleistung. So trennten sich ihre Wege dann tatsächlich. Die Dame war Bulgarin, für meine Frau aber einfach ein Mensch wie jeder andere auch. Wir rümpfen nicht die Nase über Menschen die anders aussehen oder sich anders kleiden, daran kann sich mancher ein Beispiel nehmen.
20 Februar 2022 - Über den Wolken
Zuletzt bearbeitet am 15.11.2023