Am heutigen Sonntag hielt ich es für eine gute Idee noch etwas Zeit im Wald zu verbringen, es gilt die günstigen Wetterbedingungen auszunutzen ehe es umschlägt.
Es ist heute relativ kalt, aber klar und in einzelnen Abschnitten immer wieder sehr sonnig. Das Wetter war also perfekt und nachdem ich mich passend gekleidet und den Rucksack gepackt hatte ging es los. Zum Fotografieren nahm ich nur das nötigste mit, sogar den Ersatz-Akku ließ ich Zuhause, auch wenn ich den vielleicht noch hätte brauchen können. Ich nahm also nur meinen Dreibeiner und das Canon Standardobjektiv mit. Das macht nicht die schärfsten Bilder, für meine Zwecke ist es aber ausreichend und außerdem hatte ich mir ja zur Aufgabe gemacht wieder nur mit einer Brennweite von 24mm zu fotografieren. Daran habe ich mich auch, mit wenigen Ausnahmen, gehalten. So habe ich insgesamt knapp drei Stunden draußen verbracht, was total entspannend war.
Vielleicht kennt ihr das von euch, wenn ich in die freie Natur gehe habe ich anfänglich immer leichte Probleme mit meinen Augen. Sie sind einfach an klare Strukturen, rechtwinklige Formen gewöhnt und brauchen immer ein paar Minuten um sich an die Vielzahl von Eindrücken in der Natur zu gewöhnen. Befindet man sich zwischen Gebäuden schaut man ja eher im Kurzbereich, während man in der Landschaft eher in die Weite schaut. Die Umstellung dauert aber nicht lange und sobald ich mich an die "fremde" Umgebung gewöhnt hatte fing der Genuss an.
Ich bin heute sehr langsam gegangen, habe mir immer wieder die Zeit genommen stehen zu bleiben und mir verschiedene Dinge anzuschauen. Meine neuen Schuhe machten auf Schnee und gefrorenem Boden ordentlich Krach, somit dürfte wohl jedes Tier früh genug von meiner Anwesenheit gewusst und genug Zeit gehabt haben, das Weite zu suchen. Ich habe nur Vögel gesehen und gehört, in der Regel Amseln, aber auch Blaumeisen und eine andere Art zu der ich später noch komme.
Leider musste ich feststellen dass einige Kiefern, es gibt verschiedene Stellen im Wald an denen sie in kleinen Gruppen stehen, krank oder sogar tot sind. Die Schäden sind leicht an der fehlenden Rinde zu erkennen, aber auch an den Löchern die durch Wurmfraß entstehen, oder auch richtigen Löchern und morschen Stellen. Die scheinen nur schlecht mit der sommerlichen Hitze klar zu kommen.
In der ersten Stunde habe ich recht wenige Bilder gemacht, viel mehr habe ich die Schönheit der Natur auf mich wirken lassen. Wie gesagt, ich bin oft stehen geblieben und habe mir alles angeschaut, habe den Vögeln gelauscht, zugesehen wie der Schnee von den Baumkronen rieselte und andere schöne Dinge. Schon bald war ich eins mit dem Wald, was so viel heißt dass ich mich vollkommen Wohl gefühlt habe. Als Mensch bleibt man doch immer ein Fremdkörper.
Nachdem ich die ersten Entscheidungen bezüglich meiner heutigen Strecke getan hatte, es stellte sich heraus dass ich den richtigen Riecher hatte, machte ich die ersten Bilder. Zum Teil von Holz dass irgendwann mal geschlagen und aufgeschichtet, aber nie abtransportiert wurde. Welch eine Verschwendung, auch wenn die Stämme jetzt wenigstens noch als Lebensraum dienen können. Aus einigen Stämmen ragten Eiszapfen heraus die ich natürlich fotografieren musste, mit den Aufnahmen bin ich aber weniger zufrieden.
Im Anschluss kam ich dann für einige hundert Meter aus dem Wald raus, dabei kam ich an der Stelle vorbei an der ich vor zwei Jahren das letzte Holz abtransportiert habe. Man sieht die Spuren noch immer im Boden. Ich befand mich also außerhalb des Waldes, genauer gesagt am Verlauf der alten Hunsrückhöhenstraße. Bevor die Startbahn erweitert wurde führte diese am Flughafen Hahn vorbei. Dort stehen heute immer wieder Fotografen um Flugzeuge zu fotografieren, auch heute war ein einzelner Mann vor Ort. Ich sah ihn bereits vom Wald aus, erkannte sein recht großes Zoomobjektiv schon vom weiten. Als ich ihn erreicht hatte fragte ich ihn ob er bereits schöne Bilder gemacht hätte. Er war sehr freundlich und erzählte dass es heute wegen dem Schnee und der Sonne besonders spannend sei. Wir tauschten uns noch kurz aus, dann trennten sich unsere Wege.
Nur einige hundert Meter weiter hielt ich an mehreren Ginsterbüschen still, dort entstand dann auch das heutige Foto.
Dieses Mal habe ich mich an die 24mm Brennweite gehalten, der Blendenwert lag bei 4. Das Bild ist nicht super scharf, mit meiner Festbrennweite hätte ich vielleicht mehr rausholen können, das macht aber nichts. Mir gefallen die Strukturen und wie das Eis alles umschließt.
Noch einmal einige Meter weiter fand ich dann Ginster der nicht von Eis umschlossen war. Darin sah ich mehrere kleine Vögel, am ehesten wohl Wintergoldhähnchen. Ich kann es nicht genau sagen, zumindest von der Größe und der Zeichnung am Kopf sollte ich recht nah dran sein.
Etwas später, ich war wieder im Wald, konnte ich Kraniche hören, noch später sah ich dann auch welche. Im Wald hörte ich sie nur und fragte mich, was die wohl so früh schon hier wollen. An der Stelle schien die Sonne besonders schön durch die Bäume, dort machte ich noch ein paar schöne Aufnahmen von einem verschneiten Weg und Baumkronen die mit einem tiefblauen Himmel als Hintergrund ein schönes Motiv ergaben. Jetzt bereute ich es dass ich keinen weiteren Akku mitgenommen hatte, die Kamera schaltete sich nämlich ab.
Das machte aber nichts, der Wald hat auch so viel zu bieten und so lauschte ich und beobachtete und sah noch manch schönes Motiv. Als ich den Wald verließ traf ich die ersten Menschen, wir unterhielten uns sicher zehn Minuten über dies und das. Ich merkte auch gleich dass es auf den Feldern deutlich kälter wurde, da der Wind dort freies Spiel hat.
Fast vor der Haustür angekommen traf ich noch weitere Menschen, deren Nazi-Themen bringe ich hier aber nicht ein. Für mich stand fest, im Wald und ohne dummes Menschengeschwafel fühlte ich mich deutlich wohler.
Ich habe etwas mehr als siebzig Aufnahmen gemacht von denen ich gerade mal fünfzehn aussortiert habe. Die übrigen werde ich nach und nach veröffentlichen. Die Auszeit im Wald hat mir richtig gut getan, die frische trockene Luft war meinen Lungen ein Vergnügen. Hoffentlich bekomme ich es die Tage wieder hin einen weiteren Spaziergang zu machen, dann werde ich mein Zoomobjektiv mitnehmen und schauen was ich aus der Ferne beobachten kann. An einigen Stellen hatte ich mein Mikrofon vermisst, so hätte ich euch heute noch eine schöne Audioaufnahme präsentieren können. Der Wald läuft ja nicht weg, sicher werde ich im Laufe des Jahres auch dazu noch kommen.
Das war in groben Zügen mein Ausflug in den heimischen Wald, ich hoffe es hat euch gefallen.