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13 Januar 2023 - Wochenrückblick

Tja, wo fange ich heute an? Auf den ersten Blick würde ich diese Woche als relativ ereignislos und somit auch als langweilig betrachten.

Es gab aber doch die ein oder andere Situation in der ich schmunzeln musste, an der ich mich gefreut habe wie ein Schneekönig und dergleichen mehr. Fangen wir einfach mal am Montag an.

Als ich Montag Mittag nach Feierabend mit meinem Schichtkollege aus der Dusche kam, ich hatte an dem Tag meine Abrechnung erhalten und mich an der netten Zahl ganz unten rechts erfreut, verkündete ich ihm dass ich gleich ins Schuhgeschäft fahren und mir dort endlich mein festes Paar Schuhe holen würde. Gesagt - getan, eine halbe Stunde später war ich um einen dreistelligen Betrag ärmer, aber auch nicht unzufrieden mit meiner Entscheidung. Ich ging ins Geschäft mit dem Namen Meindle, sowas in der Richtung. Meine Vorstellung und der tatsächliche Preis gingen dann aber doch zu weit auseinander. Ich habe kein Problem damit gutes Geld für gute Sachen auszugeben, mindestens 200€ für ein Paar Schuhe erschien mir dann aber doch zu viel. Gut, ich bin Hunsrücker und trage meine Sachen dementsprechend lange. So sagt man uns zumindest nach. Der Einkaufspreis relativiert sich also über die Jahre, auch in Anbetracht der Tatsache dass Kleidung bei mir drei Leben hat. Im ersten als die ordentlichen neuen Sachen, im zweiten dann als Arbeitskleidung und im dritten dann als Lappen usw. Allerdings wären die Schuhe dann schon halb so teuer wie die Klassenfahrt meiner Tochter nach Berlin, das ist mir im Vergleich dann doch zu viel. Ich bin ja auch dafür immer wieder mal neue Dinge zu testen, weshalb ich mich für ein Paar der Marke Waldläufer entschieden habe. Die sind nicht ganz so teuer, aber super bequem und auch ordentlich verarbeitet. Ob die Marke hält was sie verspricht wird sich in den kommenden Jahren herausstellen. Über viele Jahre habe ich die originalen Bundeswehr Kampfstiefel getragen, wegen dem hohen Hals wurden die mir aber irgendwann zu unbequem. Außerdem hatte die Sohle mit den Jahren stark gelitten, weshalb matschige Wiesen am Ende zur Schlitterpartie wurden. Die stehen jetzt in der Werkstatt und warten auf ihre Entsorgung.

Als ich Dienstag einkaufen war sah ich wieder das typische Verhalten der Deutschen wie sie es immer wieder zeigen sobald sie sich dem Einzelhandel nähern. Da sieht man dann die faulen Schweine die ohne Rücksicht auf die anderen am liebsten direkt vorm Eingang parken würden, so was hasse ich wie die Pest. Oder Leute die noch schnell vorm Eingang rauchen und ihre noch qualmende Kippe dann schön in den Eingangsbereich werfen. Unter meiner Herrschaft würden die einen Besen in die Hand gedrückt bekommen und erst Mal schön für Ordnung sorgen, ehe sie mit eben jenem Gegenstand verprügelt werden. Ein Mann fiel mir auf, er saß draußen auf einem Fahrradständer. Er war schon etwas älter, mehr Beachtung schenkte ich ihm aber nicht. Als ich wieder raus kam sah ich dann die gleiche nette ältere Dame wie zuvor im Geschäft, die offenbar zu ihm gehörte und mit ihm sprach. Warum sitzt du denn hier draußen, drinnen sitzt man doch so schön. Da kannst du einen Kaffee trinken und den Leuten zusehen... In dem Moment fand ich die beiden einfach nur super niedlich, sie erinnerten mich an das ältere Pärchen welches wir neulich bei unserem Kinobesuch hinter uns sitzen hatten. Wir waren den zweiten Teil von Avatar schauen, seht den euch unbedingt an. Die Dame hatte anscheinend einen Schlaganfall erlitten, das schloss ich zumindest aus ihrer Art zu sprechen und ihrer Stimme. Sie saß also hinter uns und sprach mit ihrem Partner. Es ging darum die 3-D Brille zu putzen, im gleichen Zug könnte sie ja auch ihre richtige Brille putzen. Das habe sie zwar Zuhause schon getan, anscheinend sei sie aber wieder etwas schmutzig. Er antwortete ihn einer liebevollen Stimme, Komm ich mache das. Du bist aber auch ein altes Ferkelchen! :) Ich bekomme den Wortlaut leider nicht mehr ganz zusammen, das Ferkelchen gab es aber auf jeden Fall. Die beiden waren so lieb und gingen so herzlich miteinander um, meine Frau und ich hatten sie gleichermaßen ins Herz geschlossen. Die Kinder haben dafür natürlich keinen Blick und fanden die alten Säcke einfach nur schrullig. Zurück auf dem Parkplatz vorm Einzelhändler dachte ich also an die beiden Paare und erfreute mich an dem vielen Positiven, das man inmitten dieser Mixtur der Gesellschaft finden kann. Man muss es nur wollen.

Noch später diese Woche versuchte ich mich an meiner Frau zu rächen, diese ist nämlich für die Schnarchaufnahme verantwortlich. Sie hat es natürlich ihrer Schwester geschickt und beide haben sich herrlich daran erfreut. Ihre Schwester ist diejenige, welche mich fotografiert wenn ich im Wald still halte um zu strullern. Das Bild geht dann gefühlt auch um die Welt. Ihr seht mit welcher Sorte Menschen ich es jeden Tag zu tun habe. Naja, jedenfalls habe ich vergangene Nacht versucht meine Frau aufzunehmen, die hat nämlich auch wieder übelst geschnarcht. Nun stellt euch mal vor was ich dabei herausgefunden habe. Jedes Mal wenn ich mein Smartphone in ihre Richtung hielt hörte sie schlagartig auf zu schnarchen, legte ich es weg fing sie wieder an. Mein Schichtkollege meinte scherzhaft dass sie wohl mit einem offenen Auge schlafen würde. Ich für meinen Teil kann mir derartiges nicht erklären, weiß aber wo mein Smartphone in Zukunft die Nacht verbringen wird.

Wie so viele verfolge auch ich täglich Ereignisse des Ukraine Kriegs. Das führte dazu dass ich diese Woche leider die schlimme Aufnahme sehen musste in der drei ukrainische Soldaten im Gefecht erschossen wurden. Quasi aus der Ich Perspektive, der feindliche Soldat hielt voll drauf. Die Aufnahme dürfte dem ein oder anderen bekannt sein. Solche Bilder muss ich erst verdauen. Klar, ich habe schon viele solcher Videos gesehen, die Ereignisse kamen zum einen aber eher unerwartet da sie nicht als NSFW deklariert war, außerdem war die Perspektive eine ganz andere als sonst. An dieser Stelle wiederhole ich mich auch gerne noch einmal, ich trauere um jeden getöteten Menschen. Seien es Ukrainer, seien es Russen oder andere. Natürlich sind diese Männer und Frauen Kombattanten, also Menschen die aktiv an Gefechten in einem Kriegsgebiet teilnehmen. Dennoch, man fühlt sich natürlich auch ein wenig mit den ein oder anderen verbunden, sie werden ein wenig zu den eigenen Jungs und Mädels. Ich glaube da fängt der Fehler schon an, man ergreift zwangsläufig Partei. Letztendlich aber passieren diese Dinge weil sie passieren, Krieg ist etwas schreckliches und Menschen kommen auf verschiedenste Weise ums Leben. "Wenigstens" kann man sagen dass diese Soldaten sehr schnell tot waren, auch wenn das kein Trost für den Verlust von Menschenleben ist. Ich kam zu dem Schluss dass ich garantiert nicht anders handeln würde, müsste ich mit Waffengewalt mein Land verteidigen. Zwar bin ich ganz offen Kriegsdienstverweigerer, ich würde im Falle aber auch zur Waffe greifen und sehr wahrscheinlich sogar auch dabei sterben. Wenn es darum geht den eigenen Lebensraum zu verteidigen, die Heimat - den Ort an dem man aufgewachsen und verwurzelt ist, hat man doch schon fast keine andere Wahl. Sicher, es gibt genug Männer und Frauen die fliehen und ich wäre wegen meinem Asthma für stundenlange Märsche sicher auch nicht geeignet. Ich würde aber alles dafür einsetzen dass meine Familie sicher und in Frieden leben könnte, auch wenn es bedeutet dass ich dafür sterben müsste. Es klingt komisch für mich zu sagen, ich würde für "mein Land" kämpfen. Mein Land, Deutschland, hat wie alle anderen Länder auch Dreck am stecken und vieles was hier passiert finde ich nicht gut. Ich habe mir nicht ausgesucht in dieses System geboren zu werden und doch bin ich ein Teil davon. Ganz klar vertrete ich aber die Werte unserer Demokratie, auch wenn ich weiß dass es manchmal nicht mehr als eine leere Worthülse ist. Aber was sollen die Ukrainer da erst sagen? Die Bewohner eines korrupten Landes.

Kommen wir zu weniger schweren Themen. Als ich heute Morgen in meinen Dacia Logan stieg und zündete verkündete mir der Tacho den aktuellen Kilometerstand, 250.000 Kilometer auf die Zahl genau. Ich denke die Tage werde ich mal ein paar Berechnungen anstellen. 205.000 Kilometer gehen dabei für die Arbeitsstelle auf die Uhr. Naja, nicht ganz, aber annähernd. Ich fahre meistens wirklich nur zur Arbeit, ansonsten bleibt der Bock stehen. Weiteres mehr wenn ich meine Berechnungen erstellt habe. Ich hoffe nur dass der Bock noch lange hält, ein so zuverlässiges Auto wie dieses hatte ich nämlich noch nie.

Das war es im Grunde auch schon. Meine Frau kommt gerade Heim, der Himmel ist bewölkt und es wird langsam dunkel. Ich denke hier komme ich zum Schluss. Nicht eine E-Mail habe ich diese Woche geschrieben, dabei hatte ich es mir doch so fest vorgenommen. Ich melde mich aber, vergessen seid ihr nicht.