Es passiert dass Dinge mich völlig vereinnahmen. Meine Frau hatte schon immer ein gutes Gespür dafür wenn etwas tief in mir vorging von dem ich selbst gar nichts wusste.
Als ich noch jünger war kam als Reaktion auf solche Behauptungen sogleich Ablehnung und der Vorwurf, sie sähe mal wieder Gespenster. Ich hatte selbst einfach nicht verstanden wie sehr sie mich versteht, einfach nur weil ich mich selbst nicht immer verstand.
Ich nahm mir nicht die Zeit Dinge zu Ende zu denken. Anstatt mich zu fragen, was mir mein Innerstes da eigentlich sagen will, bügelte ich eine Schicht aus Wut und Einzelgängertum darüber, womit ich mir manche Chance verbaut habe. Vor allen aber habe ich die Gelegenheit verpasst mich selbst besser kennenzulernen. Die Gründe dafür liegen zum Teil in der Kindheit. Ich hatte gelernt durch Scheuklappen stur geradeaus zu schauen und die ein oder andere Schramme in Kauf zu nehmen, dafür musste ich mich nicht mit anderen und auch mit mir selbst nicht auseinandersetzen. So gingen die Jahre dahin, zumindest teilweise vergeudete Zeit.
Heute weiß ich es besser, ich spüre wenn da etwas ist das unbedingt abgearbeitet werden muss. Mal sind die Dinge alltäglich, mal nicht. Mir ist dabei nicht immer ganz klar in welche Richtung es am Ende geht. Ähnlich wie ein Künstler der mit Steinen arbeitet sagt dass die Skulptur schon immer da war. Man musste sie nur Stück für Stück freilegen. So liegt auch in mir die Erkenntnis verborgen, nur sehe ich sie nicht immer. Ich muss sie mir erarbeiten.
So kam es dass ich vergangene Nacht nicht schlafen konnte. Zwar habe ich mich wie so oft müde ins Bett gelegt, sobald ich aber unter der warmen Decke lag ging das Gedankenkarussell los. Drei unabhängige Dinge, die hier unerwähnt bleiben werden, vereinten sich zu einem gewaltigen Kanon und begannen auf mich einzureden. So kann kein Mensch schlafen.
Ich habe einige Zeit dafür gebraucht die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und endgültig mit den Dingen abzuschließen. Ich bin nicht böse darum dass es so ist wie es ist, im Gegenteil. Zwar hatte ich eine echt miese Nacht mit zu wenig Schlaf, ich bin aber reicher an Erkenntnis und kann nun noch einmal so ausgewogen entscheiden.
Wäre ich in jüngeren Jahren bereits darauf gekommen meinen Verstand dem hitzig ausgesprochenen Wort vorzuziehen wäre manches eventuell anders gekommen. Dies ist aber nicht der Moment irgendwas zu bedauern, ich bereue letzten Endes nichts. Alles hat seine Zeit und die Zukunft wäre nicht halb so schön, wenn ich nicht ab und an Mal irgendwo angeschlagen wäre. Ähnlich wie der Skulptur des Künstlers würde manch ausgelassene Schramme sicher fehlen, das Bild wäre nicht vollständig.