Leicht - Kompakt
hosentaschenblog.orgDer vergangene Freitag war ein Tag den ich so schnell sicher nicht wieder vergessen werde. Ich hatte auf der Arbeit wieder einen Asthmaanfall, einen von der Sorte den ich nicht selbst unter Kontrolle bekomme.
Es fing damit an dass mir während der Arbeit wieder ganz plötzlich schwindelig wurde, vorher hatte ich keine Anzeichen auf einen drohenden Ausfall. Da ich solche Situationen kenne war ich gut vorbereitet und habe gleich zu meinem Notfallspray gegriffen. Da wir gerade wenig zu tun hatten ruhte ich ein wenig, in der Hoffnung nach einer kleinen Pause weitermachen zu können. Wenig später, ich versuchte wieder zu arbeiten, setzte der Schwindel aber nur um so stärker ein. Ich gab also Bescheid dass ich mich in den Pausenraum setzen würde da ich einen Asthmaanfall hätte. Soweit so gut, die Beschwerden ließen nicht nach. Als ich dann einen Kollegen anrief dass er bitte den Notarzt anrufen soll bekam ich zur Antwort dass ich das selber machen soll.
Den Kollegen kralle ich mir die Tage. Unserem Chef, der wenig später kam, habe ich schon gesteckt dass wir ein ernsthaftes Gespräch führen werden sobald ich wieder in der Lage dazu wäre. Soweit reichte meine Wut noch. Das war unterlassene Hilfeleistung, das geht gar nicht. Der Mann ist leider ziemlich unfähig, mit allem überfordert. Jeder weiß das, auch dass er in der freien Marktwirtschaft längst gescheitert wäre. In diesem Betrieb, in einem kleinen Hunsrücker Dorf aber konnte er unter der schützenden Hand seines Chef's wachsen und gedeihen. In diesen schützenden Schatten werde ich ihm einen schönen stinkenden Haufen setzen. Er hat versucht sich rauszureden weil ja so viel zu tun gewesen sei, damit hat er sich nur tiefer in die Scheiße geritten.
Ich rief also in der Personalverwaltung an die sofort die Notärztin rief welche kurz darauf mit dem Hubschrauber eingeflogen wurde. Diese stellte fest dass meine linke Seite komplett zu sei. Zur Erstbehandlung wurde ich in den Krankenwagen verbracht wo mir die ersten Drogen verabreicht wurden. Kortison, Kochsalzlösung und anderes. Als die ersten Untersuchungen gemacht und ich soweit stabil war, die Atemmaske war ein Segen, wurde ich in das St.Josef Krankenhaus in Hermeskeil gebracht.
In der Regel bin ich nicht nahe am Wasser gebaut, muss aber zugeben dass mir im Krankenwagen die Tränen kamen. Ich wollte das gar nicht, hatte ganz schön zu kämpfen. Der Druck war so groß dass ich in dem Moment einfach nicht anders konnte als alles raus zu lassen. Die ganze Situation war keine schöne Erfahrung.
Im Krankenhaus angekommen wurde ich weiter untersucht. Blutentnahme, abhören, weitere Drogen, was eben dazu gehört. Ich musste ziemlich lange auf den Internisten warten, es gab nämlich nur den einen. Im Warteraum kam ich so mit anderen Leuten ins Gespräch, zur Ablenkung ganz praktisch. Wobei ich von meinen Beschwerden sowieso kaum noch was merkte, so zugedröhnt war ich.
Das Bild zeigt mich unverkennbar im Behandlungsraum. Ich gehöre nicht zu der Generation die selbst noch auf dem Totenbett ein Selfie macht, dieses Foto habe ich meiner Frau geschickt um sie zu beruhigen. Der Effekt war mittelmäßig. Zu dem Zeitpunkt kam ich schon wieder ohne Atemmaske aus, der Tropf war noch angelegt.
Zwei, drei Stunden später (der ganze Tag bestand nur aus Warten) kam dann der Internist, ein kompetenter und netter Mann in meinem Alter. Der erklärte mir dann dass meine Werte ziemlich im Keller gewesen waren. Mein Blutsauerstoffgehalt war gerade mal bei 64 Prozent, da gehört der nicht hin. Man wolle mich im Krankenhaus behalten, zur Beobachtung. Allerdings war Wochenende, ich konnte mich also darauf einstellen mir eine Station mit lauter Zombies zu teilen ohne eine nennenswerte Behandlung zu erhalten, was ich dankend ablehnte. Er ließ mich gehen, aber nur weil die Werte inzwischen wieder besser wurden. Zu dem Zeitpunkt lag mein Blutsauerstoffgehalt wieder bei 84 Prozent. Allerdings soll ich mich heute beim Hausarzt melden, eine weitere Lungenfunktion machen und mich krank schreiben lassen um mich zu erholen.
Wer jetzt glaubt dass es das gewesen war täuscht sich, der Tag war schließlich noch nicht zu Ende. Meine Schwägerin sollte mich abholen, ich rief also an und gab Befehl zum Abrücken. Schön nur dass es inzwischen sehr stark zu schneien angefangen hatte. Wir haben schließlich April, und der macht ... ihr kennt das ja schon. Jedenfalls wartete ich gute 45 Minuten und rechnete damit dass die Frau ja so langsam mal eintrudeln würde. Mein Handy klingelte, meine Schwägerin rief an. Sie sei durch den starken Schneefall in den Straßengraben gerutscht, es würde noch dauern bis sie mich abholen könnte.
Was blieb mir also anderes übrig als zum Asiaten nebenan zu gehen und mir gebratene Ente zu bestellen?! Die war richtig gut, eine knappe Stunde später kam dann auch mal meine Schwägerin. Die war froh dass ich ihr anbot zu fahren, zumindest bis zu meinem Arbeitgeber um dort mein Auto abzuholen. Davon dass mir noch nicht so richtig gut war erzählte ich ihr nichts. Mir ist es lieber nur halb fit die Zügel selbst in die Hand zu nehmen als auf ein nervliches Frack zu setzen. Bis ich dann Zuhause ankam war es etwa halb neun, morgens um halb zehn hatte ich die ersten Beschwerden. Mein Sohn hat geweint als wir uns zur Begrüßung drückten, solche Sorgen hat er sich gemacht.
Aufgedreht durch die ganzen Mittel die man mir verabreicht hatte lag mein Ruhepuls gefühlt bei 200, ich schlief erst in der Nacht um etwa drei Uhr ein. Seitdem hatte ich zwei weitere Asthmaanfälle. Einen in der Nacht von Samstag auf Sonntag, einen Sonntagmittag. Ich lag auf der Couch als sich meine Brust plötzlich schmerzhaft zusammenzog, der Druck reichte bis in mein Ohr. Beide Anfälle bekam ich aber durch mein Notfallspray selbst wieder in den Griff, soweit bin ich fit. Ich inhaliere dreimal täglich Kochsalzlösung, nehme mein Asthmaspray und auf Anraten des Internisten auch mindestens einmal am Tag das Notfallspray, um die Bronchien frei zu halten. Der Kopf möchte wieder Unsinn machen, aber ich denke ich gönne dem Körper besser noch eine Pause.
Das war also mein Wochenende, ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können.