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25 Dezember 2022 - Grußkarten und Nächstenliebe

Während meine Frau heute morgen einen Kuchen backte war ich mit anderen Dingen beschäftigt, als ich ein vertrautes Pfeifen und das Ertönen der Hausklingel hörte. Mein Nachbar kam vorbei und überreichte mir, neben ein paar sehr warmen Worten, eine selbst gemachte Grußkarte, die ich weiter unten einbaue. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen mir auch Geld zu geben, ihr kennt es ja bereits.

Über die Karte habe ich mich natürlich sehr gefreut. Er gehört noch zum alten Eisen, schreibt Briefe und gestaltet oft Flyer oder auch eben solche Karten die er dann Freunden überreicht. Eine schöne Geste, die ich mit euch teilen möchte. Was das Geld angeht, ich hatte zunächst überlegt mir ein Paar feste Schuhe zu kaufen, ich habe nämlich keine mehr und trage daher immer Turn- oder Sicherheitsschuhe. Ich habe also welche, auch wenn ich die einen nicht unbedingt mag und die anderen schon ziemlich gelitten haben.

Ich habe in diesem Jahr schon etwas Geld gespendet und bin der Meinung, ich dürfte nun auch mal an mich denken. Mit diesem Gedanken tue ich mich aber schwer. Für mich wäre es ein Paar Schuhe, für jemand anderes eine warme Decke, ein Zelt oder andere Dinge. Ich habe schon länger nicht mehr an Brot für die Welt gespendet, dort wäre mein Geld sicher gut aufgehoben. Mit 45€ zum Beispiel könnte ich ein Mutterschaf finanzieren, das Deutsche Rote Kreuz oder Die Tafel unterstützen.

Ich mag die Kirche und ihre Scheinheiligkeit nicht, aber den Spruch Geben ist seeliger denn nehmen (Apostelgeschichte 20,35) habe ich tief in mir verankert. Tatsächlich nehme ich nicht einmal gerne, ich hasse es richtiggehend. Und bevor jetzt Fragen aufkommen; ja ich weiß dass Brot für die Welt unter dem Dach der Evangelischen Kirche läuft.

Samstag Morgen habe ich mit dem Großen meine Oma ganz spontan besucht, wir waren gerade in der Nähe. Sie hat mir ebenfalls einen größeren Geldbetrag für meine Familie zugesteckt. Ich komme mit meiner Rente klar und kann gerne etwas geben, ich brauche das Geld nicht! Auch wenn sie uns zu Weihnachten immer etwas gibt, es beschämt mich immer wieder aufs Neue. Ich bin ja nicht hin gefahren um die Hände aufzuhalten, sondern um sie zu überraschen.

Das ist etwas was ich öfter tun sollte, meine Verwandten besuchen. Mit mir hatte keiner gerechnet. So haben wir gute zwei Stunden in einer maximal 15 qm großen Küche gesessen, an einem kleinen Tisch an dem, als wir noch Kinder waren, bis zu acht Menschen Platz fanden. Wir haben Kaffee mit Sahne getrunken, Stollen gegessen und uns über vieles unterhalten. Meine Mutter kam ebenfalls, wir hatten eine schöne Zeit.

Vielleicht sollte ich davon mehr geben, von meiner Zeit. Meine Frau meckert sowieso ständig mit mir. Geld, welches man geschenkt bekommt und spendet, tut einem nicht weh, man hat es nie wirklich besessen. Zeit zu opfern, wirklich da zu sein auch wenn man das dumme Geschwätz schon tausend Mal gehört hat, ich vermute das wäre ebenfalls eine gute Sache. Klingt dämlich, aber man sucht ja ganz offensichtlich meine Nähe, also liegt es an mir über meinen Schatten zu springen und sich manchmal sehen zu lassen. Auch wenn es nervt.

Ich habe also 75€ in der Tasche die ich gestern Morgen noch nicht besessen habe. Anstatt mich mit Gefühlsduselei auseinander zu setzen sollte ich eine Entscheidung treffen und mir selbst wenigstens etwas Ruhe gönnen. Wenn ich mal so in meine Bestellungen der letzten acht Wochen schaue, ich habe sicherlich das ein oder andere mal nicht ganz uneigennützig gehandelt. Also scheiß drauf. 50€ werden gespendet, den Rest haue ich für Bier auf den Kopf.

Eine selbst gemachte Grußkarte mit weißem Hintergrund, darauf Zeichnungen und eine große, verschnörkelte Handschrift.