Das schöne an den heranwachsenden Kindern ist vor allen Dingen wie die Gespräche sich ändern. In letzter Zeit ist es wieder mehr im Kommen dass wir einfach zusammensitzen und uns über verschiedenste Dinge durchaus sehr erwachsen unterhalten. So geschehen eben als wir den Großen zu seinem Beziehungsstatus ausgequetscht haben, dazu aber gleich mehr. Da unsere Kinder keine Kleinen mehr sind ändert sich selbstredend auch der Sprachgebrauch. Waren wir früher darum bemüht möglichst deutlich und anständig daher zu reden bedienen wir uns heute situationsbedingt auch gerne mal der Gossensprache. Ihr seid Füchse und wisst dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt die man am besten beim Namen nennt. Ist ja nicht so dass man davon in der Schule oder auf der Arbeit verschont bliebe, im Gegenteil. Jedenfalls haben wir eben wieder gut gelacht.
Ich habe ja neulich erzählt dass mein Sohn eine erste offizielle Freundin hat. So ganz zufrieden war er aber nicht mit ihr, weil sie nach seiner Aussage immer nur rumheult, großer Hang zum Drama. Gestern hatten wir wieder die Rede davon, ich habe ihm empfohlen einen Schlussstrich unter die ganze Sache zu ziehen wenn er eh keinen Bock mehr darauf hat. Das hat er dann anscheinend auch prompt umgesetzt, über WhatsApp. Kann man von halten was man will, ist halt so. Er ist jetzt natürlich der Arsch und muss sich von ihren Freundinnen beleidigen lassen. Solange nichts schlimmeres passiert, haben wir selbst schon alle erlebt. Ich muss gestehen ich bin mit seiner Entscheidung nicht unzufrieden. Wir haben sie nie kennengelernt, sie haben privat glaube ich auch nie Zeit miteinander verbracht. Hier würde man sagen: Das war so was!
Damit wäre das Thema auch abgehakt. Die wirklich ernsthaften und tiefgründigen Geschichten haben schließlich noch Zeit.
Neulich habe ich mich mit einem schwulen Arbeitskollegen unterhalten. Er hat mir erzählt dass er seinen Hund, ich glaube ein Chihuahua, Uschi genannt hat. Ich meinte nur noch klischeehafter geht's doch gar nicht. Ein schwuler Mann der seinen Handtaschenköter Uschi nennt, geht's noch? Was ich denn gegen den Namen hätte, der sei doch toll. Ja Schatz, du hast natürlich vollkommen recht. Der Mann spricht auch so schwul. Versteht mich nicht falsch, ich mag schwule Männer unheimlich gerne. Derjenige erinnert fast ein wenig an Dirk Bach, das muss ich ihm mal stecken. Er ist Brillenträger, ist nicht allzu groß, hat einen leichten Bauch und redet wie gesagt sehr schwul daher. Ein toller Mensch, aber Uschi muss man seinen Hund trotzdem nicht nennen. Er setzt sich sehr für Tiere ein, betreibt eine Art Auffangstation für Gestrandete. Er ist in Sachen Namensgebung wohl nicht der einzige Verrückte. Es soll ja ein Pferd beim Dressurreiten geben dass Claus Dieter heißt, und bei den Gartenprofis hat angeblich jemand seinen Hund Kai Uwe genannt. Das relativiert doch die Aussage Gib mir Tiernamen
schon fast ein wenig. Ja, es nimmt der Sache sogar schon fast seinen Reiz.
Es gibt auch einen schwulen LKW Fahrer der regelmäßig zu uns kommt. Er hat in etwa die selbe Biografie wie mein Kollege. Beide waren bereits mit einer Frau verheiratet, haben Kinder in die Welt gesetzt und dann erkannt, oder es sich eingestanden, dass sie Männer doch lieber mögen. Nur dass dieser LKW Fahrer schon eher Maskulin daher kommt, mein Arbeitskollege ist so ein Zwischending. Vor einiger Zeit jedenfalls erzählte mir der Fahrer dass er zum Arzt fahren und sich mit Johnson&Johnson impfen lassen werde. Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?
, fragte ich. Warum denn nicht, dann bin ich wenigstens sofort durch mit allem.
Das schon, aber von dem Zeug wird man zum Hetero!
Ihr könnt euch seine Reaktion gerne selbst ausmalen. Ich verrate nur so viel, wir verstehen uns bestens.
Im Januar mussten alle Schüler der Klasse meines Großen schon nach Schulbeginn nach Hause, trotz negativen Schnelltest der an diesem Morgen genommen wurde. Es gab einen Positiven Fall in ihrer Klasse. Alle Schüler konnten sich mit einem Schnelltest wieder frei testen, so hieß es. Gesagt getan, Test gemacht, am nächsten Tag ging es dann wieder zur Schule. Es gab keine Beanstandungen, alles war gut. Nur die Ganztagsschule wurde abgesagt. Das geile kommt jetzt. Letzte Woche kam dann mal ein Brief vom Gesundheitsamt, etwa drei Wochen später. Mein Großer und ein weiterer Mitschüler hätten danach für eine Woche Quarantäne gehabt da beide enge Kontaktpersonen waren. Schlau nur dass niemand etwas davon wusste, wirklich niemand. Wenn die Pandemie nicht so ernsthafte Auswirkungen hätte könnte man über diesen Witz nur noch lachen.