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06 Februar 2022 - Das WLAN-Kabel

So entspannt, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, war der gestrige Abend dann doch nicht.

Gerade hatte ich alles vorbereitet, um gemeinsam mit meiner Frau Spaghetti Bolognese zu kochen, als das Telefon klingelte. Mit der Vermutung, dass meine Schwiegermutter es sein könnte, lag ich falsch. Es war mein Nachbar. Das WLAN-Kabel mal wieder.

Nach einigen Minuten Telefonsupport entschloss ich mich dann doch, lieber rüber zu gehen und selbst zu schauen. Nach seiner Aussage hatte er den WLAN-Verstärker im Obergeschoss kurz vom Strom getrennt, seitdem sei keine Verbindung mehr möglich. In den Logdateien des Rechners konnte ich sehen, dass er zuletzt am Morgen und gegen Mittag eine Verbindung aufgebaut hatte, seitdem tat sich nichts mehr. Gut, die Verstärker sind nach meinen Erfahrungen sowieso Schrott. Also habe ich erst versucht, ihn via WPS neu mit der FritzBox zu koppeln. Dazu musste ich den Raum wechseln.

Alle LEDs leuchteten, soweit sah es aus als sei das Problem behoben. Zurück im Obergeschoss, zeigte der Verstärker nach wie vor eine Verbindung an, volle Bandbreite. Der Netzwerkmanager des Rechners zeigte ebenfalls die WLAN Verbindung an, sie brach aber immer wieder ab. Mittels

tail -f -n 200 /var/log/syslog
kann man in Echtzeit die Systemmeldungen verfolgen. Der Rechner versuchte immer wieder erfolglos eine Verbindung aufzubauen. Soweit war ich ja schon. Gut, es war spät, ich hatte mein Smartphone nicht dabei und ich versprach, mich der Sache am nächsten Tag anzunehmen.

Heute Vormittag hatte ich dann versucht, mit meinem Smartphone eine Verbindung aufzubauen, mit und ohne Verstärker. In beiden Fällen erfolglos. Eines der Geräte musste defekt sein, ich tippte erfahrungsgemäß auf den Verstärker. Also nahm ich die Fritzbox mit hoch zum Rechner und siehe da, ein Login war möglich. Telefonieren ging ja auch die ganze Zeit. Dass nur der WLAN-Chip der FritzBox kaputt sein sollte, wollte ich nicht glauben.

Also griff ich zum letzten Mittel, ich stellte die FritzBox wieder zurück auf die Werkseinstellungen. Was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht wusste, diese Fritzbox, eine 7430, ist so alt, dass sie sich nicht automatisch mit dem Anbieter verbindet um die Zugangsdaten abzugreifen. Man muss diese manuell einpflegen, und so begann die Odyssee.

Mein Nachbar hatte natürlich keine Zugangsdaten vorliegen. Lediglich eine Rechnung aus dem Jahre 2004. Nicht einmal die Service Nummer war noch die gleiche. Also recherchierte ich mit meinem Smartphone, um dort anzurufen. Nachdem ich den Sprachcomputer und etwas Wartezeit überwunden hatte, meldete sich ein netter Mann aus der Ecke Frankfurt. Zur Verifikation brauchten wir die Kundennummer und die letzten sechs Stellen der IBAN meines Nachbarn, beides lag bereit. Danach schickte er mir eine E-Mail mit einem Link zur Verifikation.

An dieser Stelle muss gesagt sein, dass meine LTE-Anbindung den Namen nicht verdient. Zumindest nicht hier bei uns. Bis diese E-Mail also abgerufen war und ich den Link öffnen konnte, um mich mit dem Geburtsdatum meines Nachbarn zu verifizieren, verging ein kleiner großer Moment. Als das erledigt war, sendete er uns die neuen Zugangsdaten per E-Mail. Die kommen verschlüsselt als PDF. Zusätzlich, als SMS, der Entschlüsselungscode. Nach etwas Geplauder kamen wir dann zum Abschluss. Zehn von Zehn Punkte an den hervorragenden Service.

Nachdem ich nun die ganzen Daten in die FritzBox eingepflegt und auch die Telefonie eingerichtet hatte, funktionierte wieder alles zufriedenstellend. Auch das WLAN. Auf die Entfernung konnte sich allerdings der Rechner nicht mit dem Router verbinden. Immerhin, das WLAN funktioniert. Der Verstärker ist defekt und wird mit Verachtung bestraft. Meinem Nachbarn habe ich folgende Optionen auf den Tisch gelegt.

Er könne sich nun einen neuen Verstärker kaufen, was günstiger sei, aber auf Dauer wieder zum selben Ergebnis führen würde. Oder er könne etwas mehr investieren und sich eine neue FritzBox kaufen, was ihm einige Vorteile bringen würde und auch langfristig mehr Sinn macht. Die 7430 würde dann ins Mesh eingegliedert und im Obergeschoss als Verstärker agieren. Damit habe ich bessere Erfahrungen gemacht. Eine Entscheidung stand zum Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, noch aus.

Für das bisschen Arbeit hat der Mann mir fünfzig Euro gegeben. Völlig überteuert, aber ich darf ja nichts sagen. Gespendet habe ich es trotzdem.

Nachtrag:

Er hat sich für den AVM Fritz Repeater 1200 entschieden. Die Box ist noch die gleiche. Diese Kombination funktioniert auch heute, 18 Monate später, noch immer einwandfrei.

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Zuletzt bearbeitet am 15.11.2023