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20 Oktober 2022 - Respektable Leistung

Wenn ich die mitesse, frisst sie mich glatt von Innen auf. Diese Vorstellung bescherte mir eine ziemliche Gänsehaut, ließ mich aber auch amüsiert grinsen. Was so ein kleines Ding doch für Kopfkino zaubern kann, und wer hätte gedacht dass sie überhaupt so zäh ist.

Die Rede ist von einer Made, welche ich diese Woche aus einem Kochtopf .. gerettet .. habe? Brauchte sie die überhaupt? Mit etwas mehr Zeit hätte sie sicherlich damit begonnen, sich selbstständig durch den Topf in die Freiheit zu fressen. Und nach einem Nachschlag verlangt. Dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht tot war, ließ mich doch schon sehr an dem zweifeln, was ich bisher über Maden zu wissen geglaubt hatte.

Hintergrund ist der, dass ich am Vorabend die Ernährungs-Docs gesehen, und wie immer total angetan von den gesunden und leckeren Rezepten gewesen war. Da mir ein Arbeitskollege erst kürzlich Äpfel aus seinem Garten geschenkt hatte dachte ich, diese mit Haferflocken und Zimt aufgekocht, ergäben sicher ein ganz tolles und gesundes Frühstück. Ich schnitt also die Äpfel in Scheiben, gab sie in besagten Topf und ließ das Wasser aufkochen.

Nachdem besagtes Wasser also kochte, gute drei bis vier Minuten sicherlich schon, machte ich die erste Kontrolle auf deren Bissfestigkeit. Als ich den Deckel abnahm schaute mich völlig unerwartet diese Made an. Sie kletterte die Topfwand empor, als ob das die natürlichste Sache der Welt wäre. Ich konnte im ersten Moment gar nicht glauben was ich da sah, und um jegliche Zweifel auszuschließen fasste ich mit der bloßen Hand nach dem Topf. Er war heiß.

Schmunzelnd dachte ich, aus dem Dorf kommen aber ganz schön zähe Maden. Was das wohl für die dortige Vogelpopulation bedeuten mag? Weiter dachte ich an die Einleitung dieses Beitrags. Wenn ich die mitesse, frisst sie mich glatt von Innen auf. Vor meinem inneren Auge sah ich sie sich durch mein Inneres fressen, schmatzend und immer weiter wachsend, bis nichts mehr von mir übrig wäre als bloß noch Haut und Knochen. Wenn überhaupt.

Diese Vorstellung verleidete mir das Ganze doch sehr. Außerdem dachte ich, wer so hart kämpft und überlebt, noch dazu in einer Umgebung die am wenigsten als die natürliche Umgebung einer Made bezeichnet werden könnte, hat es sich redlich verdient gerettet und in die Freiheit entlassen zu werden.

Ich habe die Haferflocken und die Äpfel trotzdem gegessen, trotz der möglichen bisher unerkannten Fleischzulage. Bisher lebe ich noch. Ob das für die Made ebenso gilt kann ich nicht sagen, wundern würde es mich nach der Vorstellung aber nicht.