Gemeinsam mit unserer Tochter haben wir heute die Ausbildungsmesse in Simmern besucht, diese findet dort in der Hunsrückhalle statt. Die Halle war schon kurz nach der Eröffnung voll mit Menschen, was ein gutes Zeichen ist. Es waren viele der größeren und kleineren Betriebe der Umgebung aus verschiedenen Branchen vor Ort. Besonders gut gefallen hat uns das Gespräch mit zwei jungen Damen und einem Kollegen welche die Kreisverwaltung Kirchberg vertreten haben. Wie immer war ich natürlich der Redeführer, ich kann einfach gut Gespräche dieser Art eröffnen. Man hat uns die Vorteile des Öffentlichen Dienstes gezeigt, erklärt was so alles zum Aufgabenbereich gehört und das die Strukturen recht lose gehalten sind. Klar, eine Verwaltung erledigt ihre Aufgaben nach gesetzlichen Vorgaben, dort arbeiten aber immer noch Menschen und die Auszubildenden fühlen sich dort sehr geborgen. Ich habe auch jeden nach seinen persönlichen Beweggründen gefragt diesen Weg einzuschlagen, die Antworten waren meist identisch. Die Vielfalt, die Sicherheit und das Geld. Ob das was für unsere Tochter ist muss sich erst noch zeigen, weshalb sie sich um ein Praktikum bemühen wird.
Die Firma DFH war ebenfalls mit einem Stand vertreten, dort informierte sich unser Fräulein über den Beruf der Bauzeichnerin. Da sie selbst gerne zeichnet glaubt sie dass der Beruf etwas für sie sein könnte. Zwischen losen Zeichnungen und dem Bauzeichnen besteht natürlich noch immer ein Unterschied, das man schon mal einen Stift in der Hand gehalten und Dinge alleine aus der Vorstellung heraus zeichnen kann ist aber gewiss nicht von Nachteil.
Dann haben wir noch ein sehr interessantes Gespräch mit einem jungen Mann geführt welcher die Firma AIFS vertritt und der von seinen tollen Erfahrungen während seinem Austauschjahr in Kanada berichtet hat. Er hat uns mit seiner Begeisterung schnell angesteckt. Er fand das Jahr, um einen englischen Begriff zu wählen, Mindblowing. Das Schulsystem in Kanada fand er definitiv besser da der Unterrichtsstoff dort viel intensiver behandelt würde als in Deutschland. Die Umstellung sei ihm auch sehr leicht gefallen, schon nach wenigen Wochen begann er auf Englisch zu träumen und zu denken. Er kann sich sehr gut vorstellen in Zukunft wieder in die Staaten, oder zumindest ins Ausland zu gehen. Das alles ist wirklich extrem teuer, auf der anderen Seite nimmt einem die Erfahrung auch keiner mehr.
Meine Kinder sollen Berufe ausüben die ihnen wirklich Spaß machen. Sie sollen sich tatsächlich berufen fühlen, wie man so schön sagt. Wenn ich an meine ersten Schritte denke, den Weg hätte ich mir auch sparen können. Mein Onkel war Betonstahlbauer, mein großer großer Bruder war Betonstahlbauer. Es stand also quasi irgendwie schon fest dass auch ich Betonstahlbauer werde, weil die waren ja beide schon in der Firma und für mich war es ein leichtes einen Ausbildungsvertrag zu bekommen. Den kündigte ich allerdings nach zehn Monaten wieder, aus verschiedenen Gründen. Gut nur dass meine Mutter jemanden kennt der mich unter die Fittiche genommen hat und zwei Tage am Stück mit mir durch verschiedene Betriebe getingelt ist ehe wir meinen Ausbildungsbetrieb fanden der just an diesem Tag auch noch einen Ausbildungstag veranstaltete.
Auch wäre es schon gewesen wenn es damals schon solche Messen gegeben hätte. Meine Frau und ich können uns jedenfalls nicht daran erinnern dass es solche Angebote damals schon gab. Ob wir diese dann wahrgenommen hätten ist natürlich noch einmal eine andere Sache. Ich kann mich nicht erinnern viel Unterstützung in dieser Sache bekommen zu haben. Das lag sicher auch an der Überforderung meiner alleinerziehenden Mutter. Das damals alles so kam wie es gekommen ist hat sicher auch viel mit Glück zu tun.
Wir waren begeistert von den unterschiedlichen Ständen, der Mühe die sich die einzelnen Betriebe und Verwaltungen damit gemacht haben. Sie sprechen die Sprache der Jugend, sie laden ein Erfahrungen zu sammeln und sie bei ihrem Werdegang zu fördern. Eine Dame hat es schön ausgedrückt. Wir nehmen nicht zwanzig Praktikanten auf da wir so nicht auf die Bedürfnisse jedes einzelnen eingehen könnten. Dieser Satz hat mir besonders gut gefallen und er drückt auch etwas aus dass mir selbst besonders wichtig ist. Gemeinschaftsgefühl und gegenseitiger Respekt. Für beide Seiten also, Arbeitgeber sind auch nur Menschen in Anzügen. Gut dass die Ausbilder das auf dem Schirm haben. Jetzt müssen die Auszubildenden aber auch ihren Pflichten nachkommen, nur so entsteht das Gleichgewicht von dem am Ende alle profitieren.
Überall herrscht Fachkräftemangel, auch in der Verwaltung, um so wichtiger ist es also Neuankömmlinge aufzunehmen und sie bei ihren ersten Schritten ins Arbeitsleben zu begleiten. Die Zeiten waren auch schon anders.