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23.09.2022
Richtig falsche Entscheidungen oder das Gefühl das guter Wille alleine nicht reicht

Vorhin saß ich im Gespräch mit meiner Tochter im Auto, wartend auf den Großen dass er mit dem Volleyballtraining fertig wird.

Dabei fiel uns ein älterer Herr auf, der in den Mülltonnen nach Pfand suchte. Das zu sehen tat mir natürlich leid, also schaute ich im Geldbeutel nach was ich ihm geben könnte. Es waren Zwanzig Euro.

Von dem Geld könnte er sich und seiner Frau, wenn er denn eine hat, für ein paar Tage einige wenige Dinge gönnen die es sonst nicht geben würde. Ins Kino könnte man davon gehen, ins Café oder schlicht eine Kiste Bier oder ein paar Flaschen Wein kaufen.

Man hätte es sogar den Enkeln geben können, oder einfach an ein paar Tagen darauf verzichten Abends im Dunkeln durch die Kälte zu laufen und Pfandflaschen und zerdrückte Bierdosen aus den Mülleimern zu sammeln.

Er hat sich dagegen ausgesprochen. Ich hörte einen leicht russischen Akzent aus der von zurückgehaltenen Tränen gebrochenen Stimme heraus. Er war sauber wenn auch einfach gekleidet, wirkte gepflegt. Ein Mensch der etwas auf sich hält.

Im Nachhinein habe ich mich gefragt ob es vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte ihn anzusprechen, auch wenn die Absicht gut war. Ich sagte ihm dass er sich nicht schämen müsse, dass ich ihm gerne helfen und er das Geld nehmen könne. Leider habe ich ihn nicht erreicht. Ich habe mich ordentlich verabschiedet, nicht ohne Kloß im Hals und dem unguten Gefühl den Mann gekränkt zu haben.

Ich respektiere seine Entscheidung. Mehr noch. Ich wünsche ihm nun um so mehr, dass ihm schon bald etwas Gutes geschieht. Hoffentlich findet er dann die Kraft es anzunehmen.

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Zuletzt bearbeitet am 23.11.2023

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