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01 Februar 2022 - Kranke Kinder und Fingerheber

Wie ein Häufchen Elend stieg mein Mädchen-Kind eben ins Auto als ich sie nach kurzem Aufenthalt von der Schule abholte. Sie kam schon nicht richtig aus dem Bett, war aber so zickig dass ihr von Krankheit nichts anzusehen war. Als die Nerven dann mal zur Ruhe kamen wurden die Symptome stärker, jetzt liegt sie mit einer Wärmflasche im Bett und soll sich erstmal ausschlafen. Zuerst war ich wütend, ich kann es nicht leiden wenn die Kinder in die Schule fahren um dort dann schwuppdiwupp festzustellen dass sie krank sind. Hilft ja nix, warum drüber streiten und noch schimpfen? Wir haben im Auto Händchen gehalten, sie hat von ihren Klassenkameraden und der Lehrerin erzählt die allesamt lieb zu ihr waren und sie unterstützt haben. Das ist auch was wert.

In den letzten Tagen ist es bereits zweimal vorgekommen dass ich, in meiner Funktion als alter Moralapostel, zwei Betriebsratsmitglieder daran erinnern musste dass sie gewisse Dinge nicht öffentlich diskutieren sollten. Mir persönlich geht ein Satz aus einem Seminar nicht mehr aus dem Kopf: Als Betriebsrat seid ihr die Anwälte des Personals! Dieser Satz hat sich regelrecht eingebrannt. Wir sind nicht dazu da die Kollegen zu verurteilen, was dem Arbeitgeber die Arbeit abnehmen und uns nur zu seinem Werkzeug machen würde. Wir sind die Instanz die sich schützend vor die Arbeitnehmer stellt und ihnen hilft wenn es nötig ist. Da kann man schon mal in Konfliktsituationen kommen, ganz klar. Zum Beispiel wenn ich BR-Mitglied, aber auch gleichzeitig Schichtleiter bin. Wenn ich dann Kollegen sehe die frühzeitig die Maschinen ausschalten oder sonst irgendwie rumpimmeln ist es meine Aufgabe die Kollegen an ihre Aufgabe zu erinnern und dafür zu sorgen dass der betriebliche Ablauf nicht gestört und Produktionsziele eingehalten werden. Ich muss abwägen, nicht mit Konsequenzen drohen. Zumindest nicht sofort. Man muss sie vertraulich ins Gespräch nehmen und aufzeigen was passieren kann wenn sie ihren vertraglichen Pflichten nicht nachkommen. Es ist schon passiert dass ein BR-Mitglied verantwortlich für die Abmahnung eines Kollegen war. Das der Kollege aktiv dazu beigetragen hat steht fest, dass man irgendwann die Schnauze voll davon hat sich für Faulenzer und Idioten einzusetzen, geschenkt. Wenn ich aber so denke habe ich nicht verstanden für was ich gewählt wurde, für welches Amt ich mich habe aufstellen lassen. Dann sollte ich die Konsequenzen ziehen und aus dem Betriebsrat austreten. Ich spreche hier nicht davon jeden Taugenichts durchzuschleppen nur weil man dem armen Kerl nichts böses will. Irgendwann wird jeder Mensch untragbar und dann wird auch der Betriebsrat zustimmen, das Wohl der übrigen Kollegen abwägend. Aber er darf auf keinen Fall auch nur in Gesprächen mit anderen Kollegen aktiv zur Schlechtstellung eines anderen beitragen, und das tun manche. Betriebsratmitglieder sind auch nur Menschen, Kollegen, Arbeitnehmer. Aber sie sollten sich bewusst sein dass sie mit diesem Amt Verantwortung übernehmen, und sich dementsprechend verhalten. Soviel zu meiner Idealvorstellung.

An sich würde ich ganz gerne noch ein weiteres Thema ausbreiten, aber mir fehlt die Zeit. Ich habe noch etwas mehr als neunzig Minuten ehe ich mich aufmachen muss, bis dahin habe ich noch etwas Haushalt zu erledigen und was vernünftiges essen will ich auch noch. Daher lasse ich erstmal die folgenden drei Empfehlungen da, und verabschiede mich und euch in einen grauen, windigen und minimal verschneiten Tag.

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Kleine Germanen, verfügbar in der ARD Mediathek bis zum 03.02.2022, ab dem 08.02.2022 in der NDR Mediathek