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01 Juli 2022 - Corona, Interpretation der Peak Flow Werte

Heute morgen habe ich es drauf ankommen lassen und einen neuen Selbsttest gestartet. Das Ergebnis könnte nicht eindeutiger sein. Die verdünnte Glibber-Testbrühe hat den Bereich für den C-Strich noch nicht erreicht, da leuchtet der T-Strich schon in den schönsten Farben. Es bleibt dabei, die Viruslast ist ausreichend hoch. Ich werde am Sonntag einen neuen Versuch starten. Erst wenn dann das Ergebnis anders ausfällt fahre ich zum Testzentrum. Mein Arbeitgeber ist bereits informiert. Über das Wochenende kann sich ja noch was tun, ansonsten muss ich eben verlängern.

Die Beschwerden sind rückläufig. Die Nasenglibber-Quelle versiegt allmählich, den Kopfschmerz nehme ich nur noch unterschwellig war. Meine Lungen geben alles und produzieren eine Menge Auswurf, gesund sieht das nicht aus. An Kondition nehme ich mehr und mehr zu, sogar das Treppensteigen wird allmählich. Wenn der Tag älter wir werde ich wieder müder und muss dann auch schon mal pusten wenn ich von unten rauf gehe. Anfang der Woche glaubte ich noch meine Lungen kollabieren als ich einen vollen Wäschekorb nach oben brachte. Jetzt merke ich von den Lungen an sich nichts mehr, bin nur noch kurz außer Atem was sich nach kurzem Sitzen aber schnell wieder gibt.

In der folgenden Grafik seht ihr wie sich Corona auf meine Peak Flow-Werte ausgewirkt hat. Verlief der Wert sonst Plus Minus 20 bei 600, fiel er zwischenzeitlich auf 520. Das sind noch immer gute Werte die ich auch wegen der guten Medikation halten konnte. Mit Flutiform bin ich daher wirklich zufrieden. Sobald ich spüre dass etwas nicht stimmt, der Auswurf zunimmt, Schmerzen aufkommen oder meine Lungen sich komisch anfühlen inhaliere ich 10mg und bin innerhalb von 5-10 Minuten wieder fit. Es dauert dann meist auch nicht lange bis ich abhusten kann. Das gibt mir Sicherheit und nimmt mir die Angst vor einer Luftnot. Die hat sich ein wenig eingebrannt, aber nicht so dass sie ein Problem wird. Ich bin vorsichtiger geworden, was gut ist.

Ein Ausschnitt aus der Peak Flow App. Die Werte sind über den Monat konstant, fallen im Lauf der Infektion sichtbar ab.

Dadurch dass ich täglich viermal inhaliere konnte ich meine Lungen trainieren. Das heißt ich kann inzwischen problemlos für mindestens 30 Sekunden die Luft anhalten. Das ist gut zu wissen, denn sobald sich etwas verändert sinkt dieser Wert. Zwischenzeitlich war schon nach 10 Sekunden Schluss, daran sehe ich auch immer ganz gut wie es gerade um meine Atemkondition steht. So wie ich das verstehe können die Bronchien in solch einem Fall einfach keine weitere Luft aufnehmen, bzw. der Druck in den Lungen ist dann so hoch dass ich ihn einfach nicht länger halten kann.

Wer von euch noch nicht weiß was es mit diesem Peak Flow Wert auf sich hat und wie man diesen misst wird jetzt schlauer. Das untere Bild zeigt einen sogenannten Peak Flow Meter. Die gibt es von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Ausführungen. Dem aufmerksamen Beobachter wird auffallen dass die Ampel Skala, die drei Farben welche anzeigen wie gut oder schlecht die Werte sind, auf dem Peak Flow Meter und in meiner App unterschiedliche Abstufungen anzeigen. Das liegt daran dass der Meter einst meiner Tochter gehörte die natürlich ein anderes Lungenvolumen hat. An der Arbeitsweise des Geräts und den Werten ändert sich dadurch nichts, das passt also. Informationen zu den passenden Werten, abhängig von Größe und Alter, gibt es im Internet reichlich.

Ein Peak Flow Meter.

Um den eigenen Peak Flow Wert, also die maximale Ausatmungsgeschwindigkeit, zu bestimmen stellt man sich möglichst gerade hin. Kindern wird empfohlen sich mit dem Rücken gerade an eine Wand zu stellen. Nun atmet man zweimal langsam tief ein und aus, beim dritten Mal hält man die Luft für einen kurzen Moment an. Dabei nimmt man den Meter, der auf Null stehen muss, mit dem Mundstück zwischen die Zähne und umschließt ihn fest mit den Lippen. Die Zunge bleibt dabei unter dem Mundstück damit die Luft ungehindert durch den Mund strömen kann. Dann pustet man mit aller Kraft und so schnell es geht alle Luft aus den Lungen. Dabei muss man gerade stehen bleiben und nur in den Meter pusten, ohne dabei den Körper oder Kopf stark zu bewegen. Dabei wird die Anzeige vom Luftstrom nach vorne geschoben und zeigt den Wert an. Diesen Vorgang wiederholt man dreimal und notiert sich dann den besten Wert. Es ist wichtig darauf zu achten den Meter gerade zu halten damit das Ergebnis nicht verfälscht wird.

An dieser Stelle zeigt sich auch weshalb meine Werte während der Infektion runter gegangen sind. Die Bronchien reagieren auf den Infekt mit einer Reizung und verschleimen. Zum einen wird dadurch der Sauerstoffaustausch erschwert. Man bekommt weniger Luft, der Druck in der Lunge steigt, die Atemwege verkrampfen und werden enger. Es zeigen sich die typischen Symptome die man als Asthmatiker kennt. Davon war ich aber weniger betroffen, die Werte müssten viel schlechter sein.

Es gibt einen weiteren Faktor der sich negativ auswirkt. Puste ich nun in den Meter wird dabei eine große Menge Luft aus den Lungen befördert. Durch die ruckartige Atmung entsteht ein Unterdruck der dafür sorgt das Ablagerungen mitgenommen werden. Es ist das gleiche Prinzip als wenn man hustet. Die mitgenommen Teilchen sorgen dafür dass die Luft schlechter ausströmen kann, sie nehmen die Energie der strömenden Luft auf, was letztendlich den Wert beeinflusst den der Peak Flow Meter anzeigt.

Im Grunde ist die Sache sehr simpel und leicht nachzuvollziehen. Ich finde es spannend sehen zu können wie der Körper arbeitet und wie man die Effizienz der Vorgänge messen und bewerten kann. Bei der Entwicklung des Atemapparats war die Natur verdammt erfinderisch. Hätte ich einmal die Möglichkeit würde ich gerne einer Obduktion beiwohnen um noch besser zu verstehen wie alles zusammenhängt und was nötig ist das wir das erleben können was wir einfach nur als "Leben" bezeichnen.