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19.10.2021
Herbsterwachen

Der Herbst zieht mit stolzer Brust ins Land und zeigt sich mit all seinen Gesichtern und Farben.

Erst um kurz nach acht Uhr wird es hell, der Himmel bleibt heute dennoch hinter einer geschlossenen grauen Wolkendecke verschwunden. An einzelnen Fetzen kann man erkennen wie schnell diese über das Land fegen, am Boden zeigt es sich in den Bäumen und Pflanzen.

Es liegt wieder viel Laub in den Straßen, hier und da fallen einzelne Blätter und suchen sich einen neuen Platz. Der Garten liegt voll davon, sie bleiben liegen und dienen Regenwürmern als Nahrung und Käfern als Unterschlupf.

Pilze machen sich auf der Wiese breit. Der ordentliche Hunsrücker würde diese sofort entfernen, sie stören das perfekte Bild und mindern das Schaffen des wahren Könners. Hier bleiben sie stehen, vernetzen sich, tun wofür sie gekommen sind. Sind ja doch nur Fruchtkörper, das wahre Wesen bleibt für das Auge verborgen, lebt unterirdisch.

Im Moment ist kein Vogel zu sehen, keine kleine Meise springt durch die Mirabellenkrone und pickt nach diesem und jenem. Gestern saßen die Stare auf der Kirchturmspitze. Das Gezeter war gut zu hören, der Ausblick muss fantastisch gewesen sein, denn die Sonne schien und bedeckte das Land mit einem warmen goldenen Tuch. So hat alles seinen Reiz.

Auch windige Regentage, wenn man die entsprechende Kleidung hat. Der Ofen spendet Wärme, in seinem Bauch brennt ein angenehmes Feuer. Schattenspiele auf Wänden und Möbeln, kein Kunstlicht stört dieses Spektakel. Der Mensch fühlt sich wohl, genießt die bewusst erhaltene Stille.

Ein Klingeln durchbricht das Schweigen, eine Freundin kommt zu Besuch, mit Brötchen und Themen im Gepäck. Es gibt duftenden Kaffee, die Stimmen hallen durch das Haus, in der Dorfmitte ein Bus. Nur kurz durch ein kleines Loch im Baumwipfel zu sehen, weißes Licht, ein nicht hörbares Piepen taucht in die Gedanken, verschwindet er sogleich in die Richtung aus der er kam.

Ein friedlicher Morgen. Keine Ängste, keine Sorgen, keine Verpflichtungen. Einfaches schöpferisches Sein. Kein Platz heute morgen für Destruktives, nur für Erinnerungen und Genuss.

Der erste Vogel zieht seine Kreise, die Elster. Wen sie wohl sucht, wenn nicht etwas essbares. Dort auf dem Giebel sitzend, die Gärten im Blick. Ein Sprung, auf zum nächsten Dach. Der Wind fordert Akrobatik. Ein letzter Flügelschlag, dann verschwindet sie hinterm Kirchturm.

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